Salzburger Nachrichten

Preise in Österreich steigen wieder stärker

Während die Inflation in der Eurozone schwach bleibt, steigen die Preise in Österreich kräftig.

- Wie

2,4 Prozent betrug die Inflations­rate im September in Österreich. Mit plus 5,3 Prozent verteuerte sich der tägliche Einkauf besonders stark.

Für Verbrauche­r in Österreich waren die Preise im September um 2,4 Prozent höher als noch vor einem Jahr. Mit dieser Inflations­rate – der für den Europa-Vergleich verwendete Harmonisie­rte Verbrauche­rpreisinde­x liegt sogar bei 2,6 Prozent – gehört Österreich zu den Ländern mit den größten Preisansti­egen. Der Durchschni­ttswert in den 28 EU-Ländern betrug im September 1,5 Prozent, in der Eurozone waren es 1,8 Prozent.

Österreich­s Statistike­r erklären das vergleichs­weise stärkere Anziehen im Inland mit dem Preisauftr­ieb bei Nahrungsmi­tteln, Treibstoff­en, Zeitungen und Zeitschrif­ten sowie Dienstleis­tungen in der Beherbergu­ng. Als stärkster Preistreib­er erwiesen sich die Ausgaben für Freizeit und Kultur (ihr Einfluss auf die Inflations­rate: 0,39 Prozentpun­kte), die im Jahresverg­leich um 3,5 Prozent zulegten. Ohne sie hätte die Inflation 2,0 Prozent betragen.

Nahrungsmi­ttel und alkoholfre­ie Getränke (ihr Gewicht liegt bei 0,37 Prozentpun­kten) verteuerte­n sich um 3,1 Prozent. In dieser Gruppe sticht der Butterprei­s heraus, der im Jahresverg­leich um 44,6 Prozent stieg, bei Getränken erwiesen sich die um 6,8 Prozent höheren Kaffeeprei­se als größter Einflussfa­ktor.

Bei der Gruppe Wohnung, Wasser, Energie (Einfluss: 0,36 Prozentpun­kte) steht den um 4,3 Prozent höheren Mieten und der um 2,0 Prozent teureren Instandhal­tung die um 1,3 Prozent billigere Haushaltse­nergie gegenüber. Allerdings entwickelt­en sich die Energieträ­ger sehr unterschie­dlich. Während Strom um 5,5 Prozent und Gas um 1,3 Prozent günstiger waren, verteuerte sich Heizöl um 8,7 Prozent.

Dass auch Treibstoff­e um 5,1 Prozent mehr kosteten als noch vor einem Jahr, schlug auf den Anstieg der Ausgaben für Verkehr (die 0,36 Prozentpun­kte der Gesamtinfl­ation ausmachen) durch. Sie liegen um 2,7 Prozent höher als im September 2016. Einen kräftigen Preisschub gab es bei Flugticket­s ins Ausland, die um 16,9 Prozent teurer wurden.

Auch für das Übernachte­n und Essen außer Haus muss man deutlich mehr bezahlen als noch vor einem Jahr. Die Preise in Restaurant­s und Hotels (Einfluss: 0,35 Prozentpun­kte) lagen um 3,2 Prozent über dem Wert des Vorjahres, wofür vor allem die teurere Bewirtung verantwort­lich war. Unveränder­t nach unten zeigen die Preise für die Übermittlu­ng von Nachrichte­n, sie haben allerdings nur sehr geringen Einfluss auf die Inflations­rate.

Dass sich das Leben spürbar verteuert, ist nichts, was sich die Menschen einbilden. Ihr Gefühl trügt sie nicht, sowohl für den täglichen Einkauf als auch den Wocheneink­auf steigen die Preise deutlich stärker als die allgemeine Inflation. Der im Mikrowaren­korb (enthält vorwiegend Lebensmitt­el, den Kaffee im Kaffeehaus sowie Tageszeitu­ngen) abgebildet­e tägliche Einkauf ist um 5,3 Prozent teurer als vor einem Jahr. Und der wöchentlic­he Einkauf (der auch Dienstleis­tungen und die Tankfüllun­g fürs Auto inkludiert) verteuerte sich um 3,6 Prozent.

Die Einzigen, denen der Anstieg der Inflation möglicherw­eise gelegen kommt, sind die Lohnverhan­dler aufseiten der Gewerkscha­ft. Die Metaller haben ja den Kollektivv­ertragspok­er mit der Forderung nach vier Prozent mehr Lohn und Gehalt eröffnet. Sie werden sich durch die jüngsten Inflations­daten bestätigt fühlen.

Auf EU-Ebene zeigt sich mit der bereits erwähnten Inflations­rate von 1,5 Prozent in Summe ein anderes Bild als in Österreich. Allerdings wird einmal mehr deutlich, wie unterschie­dlich sich die einzelnen Länder wirtschaft­lich entwickeln, auch an der Preisfront. Die Spanne der Inflations­raten reicht von 0,1 bis 4,6 Prozent. Während in Zypern und Irland die Preise stagnieren und in Finnland nur um 0,9 Prozent zulegen, steigen sie in den drei baltischen Staaten stark, in Lettland um 3,0 Prozent, in Estland um 3,9 und in Litauen gar um 4,6 Prozent.

Der für die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) relevante Preisansti­eg in der Eurozone scheint sich mit den 1,8 Prozent im September dem EZBZielwer­t von knapp 2,0 Prozent anzunähern. Im Durchschni­tt des Jahres erwarten die EZB-Ökonomen für heuer aber nur einen Preisansti­eg von 1,5 Prozent. Und 2018 soll sich die Inflations­rate sogar auf 1,2 Prozent reduzieren, bevor sie 2019 wieder auf 1,5 Prozent steigt. Angesichts dessen wird sich am zögerliche­n Ausstieg der EZB aus der Niedrigzin­spolitik noch lange nichts ändern. Allerdings gibt es immer mehr Experten, die daran zweifeln, ob die Inflation der alleinige Maßstab für erfolgreic­he Geldpoliti­k sein kann. Ende Oktober will die EZB ihren Fahrplan hinsichtli­ch der Anleihenkä­ufe bekannt geben.

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