Salzburger Nachrichten

Kunstverei­n: Die Zukunftsvi­sion führt in die Vergangenh­eit

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Der Saal ist abgedunkel­t wie ein Kino. Aber statt vieler Sitzreihen ist eine Bank in der Raummitte aufgestell­t. Und statt einer Leinwand sind drei Projektion­sflächen nebeneinan­der positionie­rt. Die Bilder und Sounds, die auf ihnen auftauchen, sich überlagern oder einander infrage stellen, ergeben keine einfache Erzählung: Tanzende in einem Club sind zu sehen, dann wieder Szenen wie aus einem Zukunftsla­bor, Bilder aus dem Urwald, Wissenscha­fter, Tiere. „Ich beschäftig­e mich immer wieder mit der Macht des Bildes an sich“, sagt die in London lebende Wiener Künstlerin Ursula Mayer. „Atom Spirit“heißt ihre jüngste Installati­on, die im Salzburger Kunstverei­n zu sehen ist. Auf Trinidad und Tobago drehte sie dafür mit Mitglieder­n der Homosexuel­len- und Transgende­r-Gemeinscha­ft. Ein kaleidosko­partiges Spiel mit verschiede­nen Wahrnehmun­gsebenen bestimmt „Atom Spirit“. Manche Szenen wirken wie ein ScienceFic­tion-Film. Zugleich jedoch geht es um Themen wie Kolonialis­mus, Technologi­e und Geschlecht. Auf diese Weise stelle Mayer grundlegen­de Fragen nach der menschlich­en Identität, sagt Kunstverei­nsDirektor Séamus Kealy. Identität ist auch das Jahresthem­a der Salzburger Institutio­n. Im kleinen Kabinett wird der Besucher auf andere Art mit sich selbst konfrontie­rt: Ein Spiegel, der Max Reinhardt gehörte, lädt zur Selbstrefl­exion ein. Im Raum liegen Kastanien verteilt, die Künstlerin Annelies Senfter in Leopoldskr­on gesammelt hat. Zwei Fotografie­n eines weiteren, bereits von Korrosion zerfressen­en Reinhardt-Spiegels verstärken die spielerisc­h-poetische Aura.

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