Chemie stimmte nicht A1-Chefin tritt ab
Margarete Schramböck verließ „einvernehmlich“die teilverstaatlichte Telekom Austria. Im Machtkampf setzten sich die Mexikaner durch.
WIEN. Sie war eine der wenigen Frauen unter den Vorstandsvorsitzenden in Österreich und ihre Qualität ist unbestritten. Jetzt ist der Machtkampf zwischen A1Chefin Margarete Schramböck und Telekom-Vorstandschef Alejandro Plater entschieden. Schramböck ist mit 16. Oktober einvernehmlich, wie es heißt, aus dem Vorstand der A1 Telekom Austria AG ausgeschieden.
Zwischen Schramböck, die mit der Österreich-Tochter A1 die Perle der teilstaatlichen Telekom Austria führte, und dem argentinischen Telekom-Chef Alejandro Plater war es nicht besonders gut gelaufen. Immer wieder war zu hören, Schramböck habe für den Geschmack Platers zu eigenständig agiert.
Der Konflikt spiegelte auch die Eigentumsverhältnisse: Plater ist als Chef der Holding vom Mehrheitseigentümer América Móvil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim eingesetzt worden, Schramböck von den österreichischen Eigentümervertretern. Die Republik hat bekanntlich die Mehrheit an die Mexikaner verkauft. Die versuchen seither, bei der erfolgreichen ÖsterreichTochter mehr Einfluss zu gewinnen. Im Februar wurde der Kompetenzbereich Schramböcks durch Gründung der Tochter A1 Digital beschnitten.
Der neue oberste Personalvertreter bei der A1 Telekom Austria, Werner Luksch, sagt, dass er den Abgang der Managerin „sehr bedauert. Denn Schramböck hat viel Gutes im Unternehmen eingeleitet. Doch wenn es zwischen zwei Menschen nicht funktioniert, dann ist ein Ende wohl das Beste.“Seiner Meinung nach hätten sich Plater und Schramböck durchaus gut ergänzt, doch im Umfeld der beiden hätten sich zu wenige Menschen bemüht, die beiden zu verbinden. Vor einem Monat hatte Telekom-Aufsichtsratschef Wolfgang Ruttenstorfer via „Kurier“verkündet, sollte das Zerwürfnis unüberbrückbar sein, müssten Maßnahmen gesetzt werden. Luksch fordert für die A1 nun starke Manager und Kontinuität. Immerhin würden zwei Drittel des Konzerngeschäfts mit der Österreich-Tochter gemacht. Denn nicht nur, dass Schramböck nach nur eineinhalb Jahren wieder weg ist, gab es zuletzt auch bei den Personalchefs einen dauernden Wechsel. Die Mitarbeiter aber bräuchten Kontinuität, sagt Luksch. Bis zur Nachbesetzung wird A1-Technikvorstand Marcus Grausam Schramböcks Agenden interimistisch übernehmen.
Der Abgang von Schramböck kommt zu einer denkbar schlechten Zeit. Die Telekom will die Marke A1 konzernweit einführen, also auch bei ihren südosteuropäischen Töchtern. Dafür wurden bereits 350 Millionen Euro auf die Seite gelegt.
Wohin es Schramböck verschlägt, ist nicht bekannt. Die Mittvierzigerin hatte schon mit 26 Jahren als Chefin der technischen Abteilung von Alcatel mehrere Hundert Mitarbeiter unter sich und war mit 32 Jahren Geschäftsführerin des IT-Dienstleisters NextiraOne. Zum Abschied bei A1 meinte sie zu den Mitarbeitern: „Vergesst weiterhin nicht, den Kunden immer in den Mittelpunkt zu stellen. Ich bin davon überzeugt, dass ihr alles habt, um erfolgreich zu bleiben.“