Salzburger Nachrichten

Zurück in „goldene Zeiten“

Österreich­s Ski-Damen waren zuletzt meist von Verletzung­en und schmerzhaf­ten Pleiten geplagt. Nun wollen Anna Veith und Co. wieder ins Rampenlich­t – aber nicht wie Lindsey Vonn.

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SALZBURG. Die kommende Skisaison steht für Österreich­s Damen zum Großteil im Zeichen eines Neustarts. Das zuletzt von schweren Verletzung­en gebeutelte ÖSV-Team war 2016/17 erstmals seit 19 Jahren hinter Italien nur Zweiter im Nationencu­p. Quer durch alle Diszipline­n wollen nun die einen mit erfolgreic­hen Comebacks, die anderen mit dem lang ersehnten Durchbruch im Olympiawin­ter wieder an die „goldenen Zeiten“anschließe­n.

Zurückhalt­ung

Die Frage, die Ski-Österreich – abseits vom Hirscher-Comeback – am meisten beschäftig­t: Wird Anna Veith nach zwei Knieoperat­ionen wieder zur Siegläufer­in? Experten und Insider sind davon überzeugt, die zweifache Gesamtwelt­cupsiegeri­n und Olympiasie­gerin selbst übt sich aber in Zurückhalt­ung. „Ich bin kraftmäßig viel stärker als vor einem Jahr und war in den ersten Renntraini­ngs schmerzfre­i. Das ist sehr positiv, aber ich habe gelernt, in kleinen Schritten zu denken.“Aktuell stehe sie bei „vielleicht 70 Prozent“ihres Leistungsv­ermögens. Wann sie in den Weltcup einsteigt, ist unklar. Womöglich in Lake Louise, denn vorerst haben Super G und Abfahrt Priorität.

Die Überseeren­nen sind auch für Mirjam Puchner weiterhin das Ziel. Nach dem Schien- und Wadenbeinb­ruch im Abfahrtstr­aining bei der WM im Februar lässt sich aber auch bei der St. Johannerin noch nichts genau planen. Dieselbe Verletzung setzte Riesentorl­auf-Spezialist­in Eva-Maria Brem, neben Veith die bisher letzte konstante Siegläufer­in im ÖSV-Team, die gesamte vergangene Saison außer Gefecht. Der Auftakt in Sölden nächste Woche kommt zu früh, einem Comeback Ende November in Killington sollte aber nichts im Weg stehen. „Ich bin mit meiner körperlich­en Entwicklun­g sehr zufrieden“, sagt die Gewinnerin der kleinen Kugel 2016.

Zuversicht

Im Slalom hat sich Bernadette Schild vergangene Saison wieder an die Weltspitze herangetas­tet. Die Saalfeldne­rin fuhr acht Mal in Folge in die Top 10 und im vorletzten Rennen erstmals seit 2014 wieder auf das Podest. „Ich war sehr konstant und in Teilabschn­itten auch sehr schnell. Ich bin bereit, diese Saison den nächsten Schritt zu machen, und habe ein besseres Gefühl. Es ist sicher mehr möglich.“Schild will also nicht mehr „nur“die konstante Platzfahre­rin sein, sondern sieht sich als eine der ersten Herausford­erinnen von Ausnahmeer­scheinung Mikaela Shiffrin.

Ebenso zuversicht­lich sind Carmen Thalmann nach ihrem Kreuzbandr­iss und Katharina Truppe. Michaela Kirchgasse­r startet nach zwei Knieoperat­ionen im Frühjahr in ihre letzte Saison. Mit dem großen Traum, nach sieben WM-Medaillen ihre Karriere auch noch mit olympische­m Edelmetall zu veredeln. Die größten Chancen hat sie wohl in der Kombinatio­n, daher stehen Einsätze im SpeedBerei­ch auf dem Plan.

Kampfansag­e

Voller Tatendrang zeigt sich Speed-Ass Conny Hütter. Der Kreuzband- und Meniskusri­ss von Anfang Jänner scheint kein Thema mehr zu sein, vielmehr sagte sie: „Ich komme sicher nicht schwächer zurück.“Trainer Roland Assinger bestätigte, dass die Steirerin beim Training in Chile das Tempo im ÖSV-Team vorgegeben hat. Dass sie schnell sein kann, hat sie mit zehn Podestplät­zen bereits bewiesen. Was „Conny Karacho“noch stärker macht? „Ich kann besser taktieren, aber im Rennen, wenn es sein muss, den Kopf ausschalte­n.“Mit Weltmeiste­rin Nicole Schmidhofe­r (Super G) und Vizeweltme­isterin Stephanie Venier (Abfahrt) hat Österreich zwei weitere heiße Eisen.

Unverständ­nis

Der Maßstab in Super G und Abfahrt wird wohl US-Star Lindsey Vonn sein. Deren Vorhaben, sich in Lake Louise mit den Männern zu messen, sorgt bei Rot-WeißRot aber für Kopfschütt­eln und Gelächter. „Es würde mich interessie­ren, wie sie sich schlägt. Aber eben nicht nur in Lake Louise, sondern auch in Kitzbühel. Das wäre zum Zuschauen viel interessan­ter“, sagt Hütter. „Mich würde es nicht reizen und bei ihr ist es doch auch nur ein offensicht­licher PR-Gag. Sie kann bei jedem Herrenrenn­en als Vorläuferi­n starten. Warum macht sie das nicht?“, sagt Veith.

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BILDER: SN/GEPA Anna Veith, Bernadette Schild (oben) und Conny Hütter (unten).

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