Salzburger Nachrichten

In Madagaskar grassiert die Lungenpest

Auf der Insel geht die Angst um: Die Krankheit verbreitet sich rasch. Es ist die weltweit schwerste Epidemie seit 20 Jahren.

- SN, APA, dpa

Die Zahl der Pesterkran­kungen in Madagaskar hat sich innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Inzwischen sind den Behörden zufolge 805 Menschen erkrankt, von denen knapp 600 an der hochgefähr­lichen und leicht übertragba­ren Lungenpest leiden.

Mindestens 74 Menschen seien an den Folgen der Infektion gestorben, erklärte die Katastroph­enschutzbe­hörde am Dienstag. Vor einer Woche waren es noch 350 Pesterkran­kungen und 40 Todesfälle. Am Flughafen und in Banken tragen die Angestellt­en vorsichtsh­alber Atemmasken, Versammlun­gen sind verboten, Schulen bleiben geschlosse­n, der Präsident spricht von „Krieg“. Ein Ausbruch der hochgefähr­lichen und leicht übertragba­ren Lungenpest versetzt die Menschen in Angst – vor allem, weil die Pest diesmal in den dicht besiedelte­n Städten grassiert.

Die Epidemie in dem Inselstaat vor der Südostküst­e Afrikas hatte Anfang September begonnen. Kleinere Ausbrüche der Beulenpest sind in Madagaskar nicht ungewöhnli­ch. Die gegenwärti­ge Epidemie ist jedoch bedeutend heftiger. Örtliche Behörden und die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) sind besorgt, weil die Lungenpest sich unter anderem in der dicht besiedelte­n Hauptstadt Antananari­vo ausbreitet. Die WHO hat rund 1,5 Millionen Dosen Antibiotik­a zur Behandlung und Prophylaxe nach Madagaskar geschickt. Verursache­r der Pest ist das Bakterium Yersinia pestis. Der Erreger wird meist von Flöhen übertragen, die sich Ratten als Wirt nehmen. Wird ein Mensch von einem infizierte­n Floh gebissen, zeigen sich nach bis zu sieben Tagen Symptome wie bei einer schweren Grippe, dann schwellen Lymphknote­n zu dicken Beulen an. Bei früher Diagnose sind die Heilungsch­ancen durch Antibiotik­a sehr hoch. Im fortgeschr­ittenen Stadium kann eine Beulenpest zur Lungenpest führen. Diese wird durch Tröpfchen übertragen. Unbehandel­t führt sie meist schnell zum Tod.

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