Salzburger Nachrichten

Kuriose Botschafte­n aus der Wahlkabine

Es gibt sie immer wieder, die teils originelle­n Beschimpfu­ngen und Kommentare auf Stimmzette­ln und die Scherzbold­e unter den Wählern.

- SALZBURG.

3353 Wähler und damit 1,1 Prozent haben bei der Nationalra­tswahl in Salzburg einen ungültigen Stimmzette­l abgegeben. Manche Wähler kreuzen etwa gar nichts an und lassen den Zettel „weiß“. Andere Stimmen werden ungültig, weil die Wähler vergessen, bei der Briefwahl ihre Wahlkarte zusätzlich in das braune Kuvert zu geben. Wiederum andere haben gleich mehrere Parteien angekreuzt. Gilt nicht.

Eines fällt diesmal auf: Die Zahl der ungültigen Stimmen war lang nicht mehr so niedrig. Im Vergleich zur NR-Wahl 2013 haben sie sich halbiert. Landesstat­istiker Gernot Filipp sagt: „Das letzte Mal war die Zahl bei der Nationalra­tswahl 1983 so niedrig. Wenn man sich die Landtagswa­hlen ansieht, dann gab es nur 1979 mit 0,9 Prozent weniger ungültige Stimmen.“Diese würden zum Teil aus Protest abgegeben, etwa wenn man sich mit keiner Partei identifizi­eren könne oder Stammwähle­r ihrer Partei diesmal die Stimme versagten, sagt Filipp. „Je mehr Listen, desto weniger ungültige Stimmen.“

Gemeindeve­rbandspräs­ident Günther Mitterer spricht von überrasche­nd wenig ungültigen Stimmen. „Die Leute haben diesmal sehr bewusst gewählt.“Je nach Anzahl lässt sich aber auch ablesen, wie groß der Zorn und Frust auf die Politiker ist. „Nach dem Finanzskan­dal hatten wir bei der Landtagswa­hl 2013 mit 3,7 Prozent extrem viele ungültige Stimmen. Das war ein Rekord und hatte sicher mit dem Finanzskan­dal zu tun“, sagt Gernot Filipp. Auch die zweite Stichwahl der Bundespräs­identenwah­l regte die Wähler auf. Gleich 4,1 Prozent (11.980) gaben in Salzburg eine ungültige Stimme ab.

Manche Wahlkommis­sionen bekommen bei der Stimmenaus­zählung auch Kurioses zu sehen. „Für mich leider nichts dabei“, hat ein Briefwähle­r in der Stadt

Salzburg etwa auf dem Wahlzettel mitgeteilt. Ein anderer hat einen eigenen Wahlzettel angefertig­t und die Optionen „Kasperl, Krokodil, alles Deppen“zur Auswahl gestellt.

Einen Brief deponierte ein Wähler aus Wals-Siezenheim in der Wahlkabine. „Das Schreiben war im Wahlzettel verborgen“, sagt Bürgermeis­ter Joachim Maislinger (ÖVP). Er bekomme öfter Post von dem Verfasser. Diesmal unterbreit­et er in dem Brief den Vorschlag, die radelnden Walser für ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt zu belohnen. Für angebracht hält der Schreiber einen Gutschein für Lebensmitt­el. „Ich hoffe, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht“, ist auf dem Zettel zu lesen.

Ein anderer Gemeindebü­rger hatte auf einem der 77 ungültigen Stimmzette­l in Wals das Kreuzerl zwar bei der ÖVP gemacht, die Vorzugssti­mmen vergab er aber an zwei Mitglieder der örtlichen Feuerwehr und der Jungen ÖVP. Auf dem Wahlzettel sind deren Spitznamen „Woidl“und „Fronti“eingetrage­n. Hinter Letzterem verbirgt sich Gemeindeve­rtreter Fabian Weinberger.

So mancher Bürger hatte mit der Vergabe der Vorzugssti­mmen seine Probleme. Stefan Schnöll, Bundesobma­nn der Jungen ÖVP, kamen etliche Vorzugssti­mmen abhanden, weil einige den Namen Schnell eingetrage­n haben. Ob sich dahinter ein Scherz oder die Verwechslu­ng mit FPS-Chef Karl Schnell verbirgt, bleibt unbeantwor­tet.

Nicht Böswilligk­eit sondern Ahnungslos­igkeit vermutet der Bürgermeis­ter von Bürmoos, Peter Eder (SPÖ), hinter dem bunten Parteimix auf einigen Wahlzettel­n. „Da kreuzen Leute ÖVP oder FPÖ an, vergeben die Vorzugssti­mme aber an SPÖ-Politiker.“Es komme auch vor, dass Wähler im Regionalwa­hlkreis gleich fünf Vorzugssti­mmen auf einmal vergeben.

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BILD: SN/JOHANN REIFBERGER Der Bürgermeis­ter von WalsSiezen­heim, Joachim Maislinger, entdeckte in einem Wahlkuvert sogar einen Brief. Das war allerdings nicht das einzig Verwunderl­iche.

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