Das ist ein Wonnemonat für die FPÖ
Je mehr die ÖVP und vor allem die SPÖ um die Freiheitlichen buhlen, desto salonfähiger werden sie.
Wie lange dürfen die Koalitionsverhandlungen dauern? FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sagte kürzlich, er sehe keinen Grund zur Eile, und aus seiner Sicht kann man das völlig verstehen. Ihm und seiner Partei könnte gar nichts Besseres passieren, als dass die gegenwärtige Situation niemals endet.
Denn zwischen ÖVP und SPÖ ist ein Wettlauf um die Gunst der Blauen ausgebrochen. Nachdem sie lange Zeit als politische Schmuddelkinder hingestellt wurden, muss das für die Freiheitlichen eine fantastische Erfahrung sein. Jede Gesprächsrunde, zu der sie eingeladen werden, jede Aussage für eine schwarzblaue oder, besser noch, rot-blaue Koalition signalisiert: Diese Partei ist ebenso regierungs- wie salonfähig. Was kann sich Strache mehr wünschen?
Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Und der Leidtragende des derzeitigen Wonnemonats in Blau ist die Wiener SPÖ. Schon bei der Landtagswahl 2015 konnte sie gröbere Verluste nur dadurch abwehren, dass sie ein rot-blaues Kopf-an-Kopf-Rennen inszenierte und sich als Bollwerk gegen die blaue Gefahr darstellte. Was wunderbar funktionierte.
Aber auch bei der nächsten Wiener Landtagswahl wird die Wiener SPÖ wieder ein zündendes Wahlkampfthema brauchen. Und eines steht fest: Der Zustand der Stadt Wien wird es eher nicht sein.
Bei der Wahl am vergangenen Sonntag hatte man großes Glück. Der politische Selbstmord der Grünen spülte ausreichend Stimmen zur Wiener SPÖ, um ihr ein schönes Plus zu bescheren. Aber ob man immer ein derartiges Glück hat?
Daher ist es aus Sicht von Bürgermeister Michael Häupl nur vernünftig, das bewährte „Wir oder die blauen Horden“zu hüten wie seinen Augapfel. Das Bemühen der Bundes-SPÖ, mit diesen Horden ins Regierungsgeschäft zu kommen, ist für die Wiener Genossen so gesehen extrem geschäftsschädigend.
Doch auch die SPÖ-internen Befürworter von RotBlau agieren irgendwie verständlich. Sie wollen nicht in Opposition gehen (obwohl Christian Kern das im Falle von Platz zwei versprochen hatte) und sie wollen auch nicht unter Sebastian Kurz den Juniorpartner spielen müssen. Bleibt nur Rot-Blau.
Aber war die SPÖ nicht immer strikt dagegen, dass die FPÖ in die Regierung kommt? Ach wo, denkt man in der Bundes-SPÖ jetzt offenbar. Das war doch nur Taktik, um Schwarz-Blau zu verhindern und den SPÖ-Kanzler zu pragmatisieren. – Womit man die Blauen rückwirkend von allen Vorwürfen freispricht. Es ist wirklich ein Wonnemonat für sie.