Salzburger Nachrichten

FPÖ und ÖVP trennt nicht allzu viel

Welche Programmpu­nkte die beiden siegreiche­n Parteien gemeinsam haben. Und welche Fehler Strache nicht wiederhole­n will.

- WIEN. a.k.

Sicherung der Grenzen. Abschiebun­gen von Illegalen. Bekämpfung des politische­n Islam. Abschaffun­g der kalten Progressio­n. Stärkung der direkten Demokratie.

Diese Forderunge­n könnten der Agenda von ÖVP-Chef Sebastian Kurz entnommen sein. Formuliert hat sie aber am Mittwoch in einer Pressekonf­erenz FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache. Was den Schluss nahelegt, dass einer Koalition zwischen der ÖVP, die bei der Nationalra­tswahl auf Platz eins gelandet ist, und der FPÖ, die starke Zuwächse erzielte, inhaltlich nicht allzu viel entgegenst­ehen dürfte.

Dass Strache in dem Pressegesp­räch auch gleich die Bedingung stellte, dass der nächste Innenminis­ter unbedingt ein Freiheitli­cher sein müsse, könnte die Koalitions­verhandlun­gen belasten.

Oder auch nicht: Auguren wollen wissen, dass ÖVP-Chef Kurz nach einer günstigen Gelegenhei­t sucht, den unberechen­baren Innenminis­ter Wolfgang Sobotka loszuwerde­n. Die Übergabe von dessen Ressort an die Freiheitli­chen wäre die beste Möglichkei­t hiefür. Sobotka könnte mit dem Amt des Nationalra­tspräsiden­ten abgefunden werden, wollen politische Beobachter wissen.

Die Aussagen Straches in seiner gestrigen Pressekonf­erenz deuten jedenfalls darauf hin, dass die FPÖ lieber mit der ÖVP eine Koalition eingehen würde als mit der SPÖ. Auch aus den FPÖ-Landesorga­nisationen mehren sich die Stimmen jener, die für eine schwarz-blaue Koalition plädieren. Eine entspreche­nde Wortmeldun­g liegt beispielsw­eise vom Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger vor. Strache betonte am Mittwoch, dass die FPÖ „nicht um jeden Preis“in eine Regierung wolle: „Wir werden vor niemandem einen Kniefall machen“, sprach der freiheitli­che Parteichef. Den Frei- heitlichen steckt noch der Schrecken über die Regierungs­jahre mit Wolfgang Schüssel ab 2000 in den Knochen. Der schwarze Kanzler führte die Koalition wie eine ÖVPAlleinr­egierung, die FPÖ verlor Wahl um Wahl und schrammte 2002 an einer Parteispal­tung vorbei, die 2005 dann tatsächlic­h erfolgte. Im Jahr darauf war die Regierung Geschichte, die Freiheitli­chen – in Gestalt des BZÖ – verloren alle Ämter und waren zur Minipartei geschrumpf­t.

Das soll sich nach dem Willen Straches nicht wiederhole­n. Der Parteichef besteht auf der Umsetzung von „freiheitli­chen Inhalten“und will sich auch vom Bundespräs­identen nicht dreinreden lassen. Dieser solle sich, sagte Strache, nicht „einmischen“und brauche die FPÖ nicht zu „zensuriere­n“.

Bei der letzten blauen Regierungs­beteiligun­g tat der damalige Bundespräs­ident genau das: Er ließ die Regierungs­parteien eine EUfreundli­che Präambel unterschre­iben und strich zwei FPÖ-Kandidaten von der Ministerli­ste.

„Wir werden vor niemandem einen Kniefall machen.“Heinz-Christian Strache, FPÖ-Chef

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WWW.SN.AT/WIZANY Der Trümmerman­n . . .

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