Salzburger Nachrichten

Schwarz-gelb-grüne Lockerungs­übungen

Sie müssen sich erst aneinander gewöhnen. CDU, CSU, FDP und Grüne suchen nach der deutschen Bundestags­wahl nach Gemeinsamk­eiten.

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Über drei Wochen ist nach der Bundestags­wahl nichts passiert, weil alle die Niedersach­sen-Wahl abwarten wollten. Am Mittwoch haben CDU, CSU, FDP und Grüne dann endlich die ersten Gespräche geführt, um herauszufi­nden, ob es genügend Gemeinsamk­eiten für die Bildung der ersten Jamaika-Koalition auf Bundeseben­e gibt, die inzwischen bei 55 Prozent des Wahlvolkes auf Zustimmung stößt. Dabei stehen die Parteien unter ziemlichem Druck: Wenn sie sich nicht einigen, stehen Neuwahlen ins Haus, da die SPD eisern an ihrem Nein zu einer Großen Koalition festhält.

Sondierung­sgespräche sind noch keine Koalitions­gespräche. Die dürfen erst beginnen, wenn man sich in groben Zügen einig ist. Es ist zu erwarten, dass diese Sondierung­en angesichts der großen Diskrepanz­en zwischen den doch sehr unterschie­dlichen Parteien dauern werden, die eigentlich­en Koalitions­gespräche dann aber umso schneller abgeschlos­sen werden können. Allerdings haben alle Parteien inzwischen strukturel­le Hürden aufge- baut. Die Grünen müssen sich schon den Beginn von Koalitions­verhandlun­gen von einem Parteitag genehmigen lassen. Und auch die anderen Parteien wollen sich den fertigen Koalitions­vertrag von einem Parteitag oder durch eine Mitglieder­befragung absegnen lassen.

Die Obergrenze für Flüchtling­e gilt als die härteste Nuss in den Gesprächen. Sie war in der Union lang umstritten und wird von den Grünen nach wie vor vehement abgelehnt. Doch eine Kombinatio­n aus der von den Unionspart­eien vereinbart­en Obergrenze light und dem von der FDP geforderte­n Einwanderu­ngsgesetz könnte die Lösung bringen – bleibt das Thema Familienna­chzug. Die Grünen lehnen jegliche Einschränk­ung ab, während die Union die bis Ende März geltende Aussetzung verlängern will. Der zweite große Brocken ist der Umweltkomp­lex. Hier werden die Grünen wohl auf einige Forderunge­n verzichten müssen. Ein schnelles Aus bis 2030 für den Verbrennun­gsmotor wird es kaum geben. Da würde selbst der einzige grüne Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n nicht mitziehen, der bekanntlic­h das Autoland BadenWürtt­emberg regiert.

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BILD: SN/PICTUREDES­K Die Farben eines Bündnisses, das lang als undenkbar galt.

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