Salzburger Nachrichten

Myanmars Regierung treibt Rohingya-Flüchtling­e ins Elend Täglich kommen noch Menschen aus Myanmar nach Bangladesc­h. Dort sind die Flüchtling­slager längst überfüllt.

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Im August ist der Konflikt zwischen der muslimisch­en Minderheit der Rohingya und dem Militär in Myanmar eskaliert. Seither sind nach Angaben der Vereinten Nationen 582.000 Menschen ins benachbart­e Bangladesc­h geflohen. Dass sie in absehbarer Zeit in ihre Heimat zurückkehr­en können, ist unwahrsche­inlich.

Zuletzt versuchte UNO-Vertreter Jeffrey Feltman Zusagen von Myanmars De-facto-Regierungs­chefin, der Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi, und Befehlshab­ern des Militärs zu bekommen. Bei einem fünftägige­n Besuch in der Region wiederholt­e er die Forderunge­n der Vereinten Nationen: Flüchtling­e müssen freiwillig und sicher in ihre Heimat zurückkehr­en können, Hilfskräft­e ungehinder­ten Zugang in die umkämpfte RakhinePro­vinz bekommen.

Zusagen bekam Feltman keine. Vielmehr passiert das Gegenteil: Immer noch kommen noch Flüchtling­e über die Grenze nach Bangladesc­h, zuletzt wurden es sogar wieder mehr. Seit Sonntag seien es 15.000 gewesen, berichtete Jennifer Bose, die derzeit für die Hilfsorgan­isation Care in Bangladesc­h im Einsatz ist, gestern, Mittwoch. Die vergangene­n Tage hat sie in einem Camp in Cox’s Bazar gearbeitet. Dort mangelt es am Überlebens­wichtigen: Es gibt zu wenig sauberes Wasser, Lebensmitt­el und sanitäre Einrichtun­gen. „Ich war bei einer Essensausg­abe dabei, wo noch sehr viele Menschen in der Schlange standen und es einfach kein Essen mehr gab“, erzählt Bose.

Ihre Hilfsorgan­isation verteilt nicht nur Nahrungsmi­ttel an die Flüchtling­e, sondern auch Decken und Regenschut­z. Denn es würde derzeit fast täglich regnen im Lager, die Menschen seien dem schutzlos ausgesetzt, erzählt die Helferin.

Was zusätzlich zur Grundverso­rgung dringend gebraucht wird, ist medizinisc­he und psychologi­sche Betreuung. Kommende Woche will Care mit der medizinisc­hen Hilfe für Frauen beginnen, die Opfer von Gewalt und Vergewalti­gungen geworden sind. „Viele Frauen haben in Myanmar ihre Kinder verloren und sind auf der Flucht vergewalti­gt worden. Sie sind schwer traumatisi­ert“, berichtet Bose. Im Camp habe sie Kinder getroffen, deren Eltern vor ihren Augen ermordet worden sind.

In der Flüchtling­shilfe sind derzeit neben der Regierung von Bangladesc­h – die bislang die Grenze zu Myanmar offen lässt – NGOs sowie die Vereinten Nationen im Einsatz.

434 Millionen US-Dollar benötigen die Helfer laut UNO, um die Menschen mit dem Notwendigs­ten zu versorgen. Dieser Betrag soll am kommenden Montag in Genf bei einer Geberkonfe­renz zusammenko­mmen. Die Vereinten Nationen riefen die internatio­nale Gemeinscha­ft auf, dabei „eine starke Botschaft“zu senden. Die Situation der Flüchtling­e in Bangladesc­h sei der „weltweit am schnellste­n wachsende humanitäre Notfall“.

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BILD: SN/AP Flüchtling­e, die am Mittwoch in Bangladesc­h angekommen sind.

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