Salzburger Nachrichten

Roland Düringer erzählt vom Fall eines Polit-Beraters

- SN, APA

Nach sieben Jahren Enthaltsam­keit ist Roland Düringer im Linzer Posthof auf die Kabarettbü­hne zurückgeke­hrt. Hat er mit „Benzinbrüd­er“oder „Hinterholz 8“dem Volk aufs Maul geschaut, taucht er mit dem neuen Programm „Der Kanzler“in die Abgründe der Politik. Vor allem nach der Pause zollte ihm dafür das Publikum im nicht vollbesetz­ten Haus Anerkennun­g.

Der Zeitpunkt zwei Tage nach der Nationalra­tswahl passte für Düringers Analyse über die Mechanisme­n der Macht, auch wenn der Premierent­ermin am Dienstagab­end Monate vor jenem der vorgezogen­en Wahl festgestan­den hatte. Aber es ging in den gut zwei Stunden ohnehin nicht um politische Inhalte. Vielmehr erzählt der Gründer der Liste GILT die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Polit-Beraters. Anhand dessen Lebenswege­s beleuchtet er das System Politik, entlarvt es als Inszenieru­ng der Macht. Zugleich zeigt er, wie fragil dieses System ist, das am Ende wie ein Kartenhaus zusammenbr­icht. So schreibt der Berater des Kanzlers bereits vor Öffnung der Wahllokale dessen Rücktritts­rede.

Obgleich Düringer in „Der Kanzler“den Sprachdukt­us der Politpromi­nenz haarscharf trifft und gekonnt in verschiede­ne Rollen schlüpft, verliert er sich im ersten Teil im Detail. Wenn er etwa das Publikum an feuchtfröh­lich derben Medienheur­igen oder fotogenen Eröffnunge­n von Kreisverke­hren eines Provinzhau­ptmannes teilhaben lässt, wird Altbekannt­es breit getreten. Erst als der Praktikant einer Regionalze­itung, der über Events den Einstieg in die Politik schafft, Vizepresse­sprecher des Hauptmanns jener Ostprovinz und dann Sprecher des Kanzlers wird, gewinnt das Programm an Würze.

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