Lebenslange Haft für Böhm-Entführer
Ein 26-jähriger Kroate hatte in Innsbruck drei Frauen überfallen, brutal misshandelt und entführt. Zu seinen Opfern zählte auch Schauspieler-Tochter Sissy Böhm. Warum ihr ausgerechnet ein Unfall das Leben rettete.
Ein 26-Jähriger, der im vergangenen Dezember an drei aufeinanderfolgenden Tagen drei Frauen in Innsbrucker Tiefgaragen auf überaus brutale Weise überfallen hat, ist am Mittwoch am Landesgericht Innsbruck zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ihm wurden unter anderem versuchter Mord, Raub und schwere Körperverletzung vorgeworfen. Der Kroate wird zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Unter seinen Opfern war unter anderem die Tochter des 2014 verstorbenen Schauspielers Karlheinz Böhm, Sissy Böhm. Die 61-Jährige wurde in der Tiefgarage ihres Hauses in ein Auto gezerrt und entführt. Ein Unfall in Hall stoppte schließlich die Entführungsfahrt. Einen Tag später wurde der 26-Jährige in Zirl festgenommen, nachdem er bei einer Verfolgungsjagd gegen eine Mauer gefahren und anschließend zu Fuß geflüchtet war. Kurz zuvor hatte er sein drittes Opfer überfallen.
Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Der Staatsanwalt meldete zwar Rechtsmittelverzicht an, der Verteidiger gab aber keine Erklärung ab. Fünf der acht Geschworenen hatten den angeklagten Kroaten des versuchten Mordes für schuldig befunden. Beinahe alle der restlichen inkriminierten Delikte fielen einstimmig aus – darunter schwere Körperverletzung und Raub. Im Prozess legte Psychiaterin Adelheid Kastner die Einweisung des Angeklagten in eine Anstalt nahe. Der Kroate sei zwar in der Lage gewesen, zu erkennen, was er tut, war also zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig. Trotzdem habe er eine höhergradige geistige Störung. Die Ursache der Delikte sah Kastner in dem Beziehungsende mit seiner Lebensgefährtin: „Aufgrund seiner Vergangenheit hat der Beschuldigte gravierende Probleme, mit einer Trennung umzugehen“, erklärte die Psychiaterin. Weil seine ehemalige Lebensgefährtin auch noch Geldprobleme als Trennungsgrund angab, habe er die Lösung darin gesehen, möglichst schnell zu möglichst viel Geld zu kommen. Er habe dann Frauen überfallen, weil er in ihnen leichtere Opfer sah. Die Autos wollte er zu Geld machen und so seine ehemalige Partnerin davon überzeugen, zu ihm zurückzukommen. „Da der Angeklagte auch in Zukunft Beziehungen haben wird und dadurch weitere Trennungen erleben könnte, kann es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zu Gewaltdelikten kommen“, sagte Kastner.
Eines der Opfer berichtete von dem Überfall. Sie sei nach Hause gekommen und habe ihr Auto in der Tiefgarage geparkt. Plötzlich sei sie nach hinten niedergerissen worden. Als sie am Boden lag, habe der Täter mehrmals wuchtig gegen ihren Kopf getreten. „Ich habe mich nur noch zusammengekauert und versucht, meinen Bauch zu schützen, weil ich damals hochschwanger war“, schilderte die Betroffene. Schließlich sei es ihr gelungen, aufzustehen und wegzulaufen.