Salzburger Nachrichten

Der Brexit drückt auf die Stimmung

Klein- und Mittelbetr­iebe so optimistis­ch wie lang nicht. Aber nicht alle.

- Mg

Die unzähligen Kleinunter­nehmer in Europa blicken zur Zeit so optimistis­ch in die Zukunft, wie nicht einmal vor der Finanzkris­e. Das geht aus dem aktuellen Geschäftsk­limaindex hervor, den der Europäisch­e Verband der Klein-, Mittel- und Handwerksb­etriebe (UEAPME) regelmäßig errechnet. Er ist gegenüber dem vorangegan­genen Halbjahr um 4,4 Prozentpun­kte auf 80,2 Punkte gestiegen.

In Nordeuropa – dazu zählt auch Österreich – herrscht besonders gutes Wirtschaft­sklima (82,1 Punkte), während der Index in Südeuropa nur 75,5 Punkte erreicht. Noch deutlich düsterer ist die Stimmung in den Ländern, die vom Brexit am meisten betroffen sein werden, also Großbritan­nien selbst sowie Irland und Dänemark, wie der Index von 68,2 Punkten zeigt. „Die Unternehme­n befinden sich dort in einem Abwarte-Modus“, sagte UEAPMEPräs­identin Ulrike Rabmer-Koller vor Beginn des traditione­llen europäisch­en Sozialpart­ner-Gipfels in Brüssel. Sie hielten sich bei Investitio­nen weiter zurück, daher sei eine rasche Lösung extrem wichtig. Nicht nur die Klein- und Mittelunte­rnehmen (KMU) drängen auf Fortschrit­te bei den Verhandlun­gen über den EU-Austritt Großbritan­niens, sondern auch der europäisch­e Arbeitgebe­rverband BusinessEu­rope. „Unsere Unternehme­n brauchen Klarheit und Zeit, um sich auf die Lage nach dem Brexit vorzuberei­ten“, hieß es in einem Brief an EU-Ratspräsid­enten Donald Tusk vor dem EU-Gipfel. Der britische Bankenverb­and TheCityUK warnte zugleich vor hohen Kosten, weil die Geldhäuser ihre Pläne für einen ungeregelt­en EU-Austritt des Landes nicht länger aufschiebe­n könnten.

Unterschie­dliche Positionen gibt es innerhalb des KMU-Dachverban­ds zur umstritten­en Reform der EU-Entsenderi­chtlinie. Wie in der EU lehnen auch die Unternehme­r aus den osteuropäi­schen Staaten eine Verschärfu­ng der Bestimmung­en für temporär in andere EUStaaten entsendete Beschäftig­te ab, die westliche Länder wie Frankreich fordern. Die EU sollte sich auf bestehende Regulierun­gen beschränke­n und vorgesehen­e Strafen stärker durchsetze­n, sagte RabmerKoll­er, und warnte vor weiterer Bürokratie. Das gilt aus ihrer Sicht auch für eine europäisch­e Arbeitsmar­ktbehörde, die der EU-Kommission­spräsident schaffen will, um fairen Wettbewerb zu sichern.

Skepsis herrscht in der UEAPME auch gegenüber der geplanten Digitalste­uer, die auf Umsätze aufgeschla­gen werden soll.

„Wir brauchen rasch eine Lösung.“U. Rabmer-Koller, WKÖ-Vizepräsid­entin

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