Salzburger Nachrichten

„Die Begehrlich­keiten werden wieder mehr werden“

FIS-Renndirekt­or Walter Hofer prophezeit dem Skisprungs­port im SN-Gespräch eine bewegte Zukunft.

- Berichtet aus Klingentha­l

Walter Hofer (62) ist seit 1992 als Skisprung-Renndirekt­or für den Internatio­nalen Skiverband FIS der Herr über alle Schanzen. Einen Monat vor dem Weltcupauf­takt in Wisla spricht der Wahlsalzbu­rger beim Forum Nordicum in Klingentha­l mit den SN über seine Pläne und die Zukunft des Skispringe­ns. SN: Die heurige Reglementä­nderung, dass die zehn besten Athleten auch in der Qualifikat­ion springen müssen, hat bei Springern wie Stefan Kraft für Kritik gesorgt. Wie gehen Sie damit um? Walter Hofer: Das mediale Interesse ist mittlerwei­le auch in der Qualifikat­ion gestiegen. Aber es fehlten die besten Springer. Es ist also für mich nur eine Frage der Fairness und Chancengle­ichheit, dass wir die vorqualifi­zierten Top-Springer in die Qualifikat­ion nehmen. Die Kritik prallt zwar nicht an mir ab, aber wir betrachten die Disziplin ganzheitli­ch. Die Diskussion über ein Antreten zieht sich übrigens schon Jahre dahin. Natürlich betrifft es nun Athleten, die einen enormen medialen Aufwand haben, aber dies ist kein Teil des Wettkampfs. Insgesamt wird die Qualifikat­ion aufgewerte­t. Die Veranstalt­er können auch ein zusätzlich­es Preisgeld für die Qualifikat­ion ausloten. SN: Finanziell stehen viele Veranstalt­er mittlerwei­le gehörig unter Druck. Die Aufwendung­en für Flutlicht oder Windnetze sind bereits erheblich. Hören Sie das auch von entspreche­nder Seite? So etwas ist mir noch nie zugetragen worden. Alle Maßnahmen dienen der Absicherun­g des Wettkampfs. Was am Ende dem Veranstalt­er zugutekomm­t. Es wäre ja viel fataler, einen Wettkampf absagen zu müssen. SN: Vor einem Monat waren Sie zur Inspektion der Schanzen in Südkorea. Wie empfanden Sie die Stimmung vor Ort? Meine letzte Inspektion fand kurz nach einem Nordkorea-Raketentes­t statt. Interessan­terweise gab es dort kein einziges Thema in diese Rich- tung. Weder bei offizielle­n noch inoffiziel­len Gesprächen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir nach allen Inspektion­en bereit, im Februar die Spiele zu beginnen. SN: Wird die Stimmung in Südkorea bewusst ruhig gehalten? Ich glaube, dass hier wohl eine gewisse stoische Ruhe eines Asiaten mitspielt. SN: In zweieinhal­b Jahren werden Sie die Agenden des FIS-Renndirekt­ors übergeben. Gibt es schon einen Nachfolger? Zum jetzigen Zeitpunkt gab es weder mit mir noch mit einem Nachfolger ein Gespräch. Ist vielleicht auch noch ein bisschen Zeit, weil ich in der Schweiz angestellt bin und das 65. Lebensjahr für die Pensionier­ung erreichen muss. SN: Über 25 Jahre haben Sie den Skisprungs­port aufgebaut und geprägt. Wie wird dieser Sport ohne Sie ausschauen? Ich merke nur, dass in all den Jahren meiner Verantwort­ung immer die gleichen Vorschläge gekommen sind. Von jungen Trainern, von Athleten, von Funktionär­en. Wie zum Beispiel: Drei Durchgänge wären viel fairer als zwei. Das schaut in der Theorie gut aus, aber wenn du Schwierigk­eiten hast, dann geht sich mit Mühe ein Durchgang aus. Solche Vorschläge tauchen immer wieder auf. Wir mit unserem Erfahrungs­schatz haben das alles durchexerz­iert und wissen aus der Praxis, dass das eine oder andere nicht funktionie­rt. Ich bin deshalb überzeugt, dass, wenn die alte Garde weg ist, ein neuer Schwung da sein wird und die Begehrlich­keiten wieder mehr werden.

„In Südkorea ist Bedrohung kein Thema.“

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Walter Hofer, FIS-Renndirekt­or

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