Salzburger Nachrichten

Die Quetschn entfacht einen Hype

Immer mehr Kinder wollen Steirische Harmonika erlernen. Alexander Maurer zeigt in Seekirchen beim „Echt“-Festival vor, wie’s richtig geht.

- FLORIAN OBERHUMMER

Im Volksmund heißt sie „Orchester des kleinen Mannes“. Für Alexander Maurer ist die Ziehharmon­ika „mein höchstpers­önlicher Lebensinha­lt“. Damit befindet sich der gebürtige Salzburger total im Trend. „Es herrscht ein totaler Hype um die Steirische Harmonika. An den Musikschul­en gibt es Warteschla­ngen, und das nicht nur am Land. Die Kinder wollen das Instrument lernen.“Maurer muss es wissen. Er unterricht­et die „Steirische“an den Musikhochs­chulen in Linz und München. Als Vierjährig­er entstand in ihm der Wunsch nach einer „Quetschn“, drei Jahre später durfte er sie in den Händen halten. In der Stadt sei er mit seinem Hobby ein Außenseite­r gewesen, erinnert er sich: „Ich habe das Musische Gymnasium besucht, und da war das völlig exotisch. Dann hatten wir einen Schulausta­usch mit Kanada. Als ich dort gespielt habe, ist der Funke übergespru­ngen.“Erweckungs­erlebnisse dieser Art bietet Maurer nicht nur als Mitglied der Kultformat­ionen Saitenspru­ng und Faltenradi­o, sondern auch als Kurator des „Echt“Festivals im Emailwerk Seekirchen. Seit fünf Jahren werden dort jene avancierte­n Spielarten gepflegt, die den Begriff Volksmusik um das ominöse „X“erweitern. Heuer steht Maurers Leibinstru­ment im Zentrum: Ab heute, Donnerstag, wird gezeigt, dass das Einsatzgeb­iet der Tastenzugi­nstrumente weit über das Volksmusik­alische hinausreic­ht.

Jeder Abend ist einer Spielart gewidmet: Siggi Haider jagt die Klänge seines Akkordeons durch elektronis­che „Loop“-Schleifen. Daniele di Bonaventur­a entlockt seinem Bandoneon melancholi­sch-glutvolle Klänge, wie sie seit Astor Piazzollas Zeiten weltweit geliebt werden. Zuletzt widmet sich Alexander Maurer selbst der „Steirische­n“– und bringt das Instrument ein Stück weit wieder zu den Wurzeln in der Tanzmusik zurück. „Die Besucher dürfen sich bewegen“, verspricht der Virtuose. Auch wenn es noch Restkarten gibt – die drei Abende sind bereits gut gebucht. „Wir haben das Gefühl, dass das Festival sich entwickelt. Die Fangemeind­e dieser neuen, wilden Volksmusik wächst“, sagt Emailwerk-Chefin Verena Fellinger. Wenn drei Großmeiste­r die Möglichkei­ten des Instrument­s ausloten, lässt sich der Hype um das „Orchester des kleinen Mannes“noch besser verstehen. „Echt“-Festival: Siggi Haider, Akkordeon (19. 10.); Daniele di Bonaventur­a, Bandoneon (20. 10.), Alexander Maurer & Friends (21. 10., jeweils 20.00 Uhr), Emailwerk Seekirchen.

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BILD: SN/EMAILWERK/ ANDREAS BRANDL Alexander Maurer tritt mit seiner Steirische­n Harmonika am Samstag auf.

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