Walser Glocke wurde nicht eingeschmolzen
Im Artikel „Was Glocken über Salzburg erzählen“(SN vom 11. 10.) wird erwähnt, dass während des Ersten Weltkriegs „alles eingeschmolzen wurde, was erwischt wurde“. Mir und auch einem großen Teil der Bevölkerung von Wals ist aber auch eine Ausnahme bekannt.
Im Jahr 1908 stiftete der Bachschmiedsohn von Wals, Prof. Dr. Jakob Lechner, anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs eine ca. 1600 kg schwere Glocke der Pfarre Wals. Im Jahr 1916 wurde nebst den anderen Glocken der Walser Kirche auch diese Glocke für Kriegszwecke eingezogen.
Prof. Lechner, aufgrund seiner fast 30-jährigen Tätigkeit als Universitätsprofessor der Tierärztlichen Hochschule in Wien kein Unbekannter am Kaiserhof, schickte am 14. Juni 1916 ein Telegramm an den zuständigen Kultus- und Unterrichtsminister mit der Bitte, von der Einschmelzung Abstand zu nehmen. Begründung u. a., dass diese Glocke die einzige Erinnerungsspende im gesamten Erzbistum Salzburg ist. Die Antwort der k. u. k. Militärbauaufsicht Salzburg ließ nicht lang auf sich warten. In einem Schreiben vom 28. Juni 1916 wurde mitgeteilt, dass die Kaiser-Jubiläumsglocke in der Pfarre Wals von der Heranziehung zu Kriegszwecken auszunehmen ist.
Die Glocke blieb in einem Depot und kam am 22. 12. 1918 wieder nach Wals zurück. Den Zweiten Weltkrieg überstand diese Glocke leider nicht mehr. Alois Reischl