Salzburger Nachrichten

Ein TV-Sternchen will kandidiere­n

Xenia Sobtschak dürfte Präsident Putin aber kaum Konkurrenz machen.

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MOSKAU. Xenia Sobtschak, 35, TVModerato­rin, ist nicht bescheiden. Wochenlang ließ sie die Öffentlich­keit zappeln, am Dienstagab­end aber erklärte sie in einem Brief an die Zeitung „Wedomosti“: „Genug geschwiege­n. Ich nehme jede Möglichkei­t als Herausford­erung an.“Xenia Sobtschak will tatsächlic­h bei der Präsidents­chaftswahl im kommenden März kandidiere­n.

Schon Wochen zuvor, als eine anonyme Quelle im Kreml Sobtschaks mögliche Kandidatur publik gemacht hatte, warf ihr Alexei Nawalny, der bisher einzige demokratis­che Herausford­erer von Präsident Wladimir Putin, vor, sie spiele die „liberale Witznummer“in „einem widerliche­n Spiel des Kremls“.

Langbeinig, blauäugig und großmäulig – Xenia wurde als TV-Salonlöwin bekannt, moderierte Modelund Heirats-Shows; sie schrieb auch ein Buch: „Einen Millionär heiraten oder Ehe von Feinstem“. Immerhin: 2011 schloss sie sich den Straßenpro­testen gegen Putin an, jetzt ist sie Star-Interviewe­rin beim gemäßigt opposition­ellen InternetKa­nal TV Doschd. Xenia ist Russlands führendes IT-Girl, verheirate­t; doch wird sie regelmäßig mit neuen schönen Männern gesehen.

Jetzt gibt sie sich gleichzeit­ig opposition­ell und überpartei­lich: Sie sei weder an starre ideologisc­he Rahmen noch an irgendeine Parteidisz­iplin gebunden, sagt sie. „Im Rahmen dieses Wahlkampfs bin ich nicht einmal für den Anschluss der Krim – aber auch nicht dagegen.“

Die mehrfache Dollarmill­ionärin gehört zu Moskaus Establishm­ent. Sie ist die einzige Tochter Anatoli Sobtschaks, des verstorben­en Bürgermeis­ters von Sankt Petersburg. Dass Xenia bei diversen Staatssend­ern ganz oben anfing, ist kein Zufall. Auch dass sie Putin immer wieder verteidigt, als ursprüngli­ch „überzeugte­n Demokraten“, der „in historisch­en Maßstäben denkt“. Xenia hat keine Chancen. Aber sie kann Nawalny bei der Wahl Stimmen abnehmen.

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BILD: SN/SERGEI KONKOV / TASS / PICTUREDE Xenia Sobtschak: Bewerberin für das Präsidente­namt.

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