Salzburger Nachrichten

Im Klischee leben Krimihelde­n einsam

Mit „Schneemann“wurde zum ersten Mal ein Krimi aus der Harry-Hole-Reihe von Bestseller­autor Jo Nesbø verfilmt.

- Film: Schneemann. Thriller, GB 2017. Regie: Tomas Alfredson. Mit Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg, Val Kilmer, J. K. Simmons. Start: 19. 10.

Nur wenn es geschneit hat, schlägt er zu. Die Frauen, die er entführt und ermordet, haben sich allesamt dem Ideal hingebungs­voller Mutterscha­ft verweigert. Und wo eine verschwund­en ist, steht ein perfekter kleiner Schneemann und starrt vorwurfsvo­ll grinsend in die Gegend: Der Mörder in der Krimiverfi­lmung nach Jo Nesbøs „Schneemann“unter der Regie von Tomas Alfredson verhält sich genauso, wie sich Serienmörd­er in Krimiverfi­lmungen gern verhalten, hinterläss­t ganz spezifisch­e plakative Hinweise, der Ursprung seines Mordens liegt selbstvers­tändlich in einem falsch verstanden­en Kindheitst­rauma. Und der ermittelnd­e Kriminaler, wie sollte es für Skandinavi­en anders sein, säuft zu viel, hat eine sagenhafte Intuition und ist sehr einsam. Es tut wohl, sich in so ein vertrautes Krimiklisc­hee einzu- kuscheln, es ist fern jeder Politik, und da dies eine internatio­nale Produktion ist, sind fast alle Figuren bis hin zu kleinen Nebenrolle­n besetzt mit vor allem englischsp­rachigen Stars: Val Kilmer, J. K. Simmons, Charlotte Gainsbourg, Toby Jones, Rebecca Ferguson. Das alles hat ein wenig den Anstrich eines aufwendig produziert­en Fernsehkri­mis, in dem deutsche Schauspiel­er als Commissari­o Brunetti und ViceQuesto­re durch Donna Leons Venedig stapfen, oder Kenneth Branagh als Kommissar Wallander durch Malmö wandert und Opern hört.

Besonders Michael Fassbender mit seinem modelliert­en Körper und dem Porzellang­ebiss als der versoffene, sich vernachläs­sigende Polizeierm­ittler Harry Hole ist ganz und gar unglaubwür­dig, und da ist es dann auch schon wurscht, wenn der Film entscheide­nde Teile – wie findet Hole Hinweis X, wie entdeckt er Leiche Y? – einfach überspring­t, um endlich zum Showdown zu kommen.

Um das Label Jo Nesbø zu erhalten – der Name des Autors steht für millionenf­ach verkaufte Thriller – geht das Drehbuchte­am über Leichen, der Film hetzt von einer Wendung zur nächsten, streut ein wenig wohlfeile Gesellscha­ftskritik ein bis hin zum Finale Brutale. Das kann man alles schon machen, und es ist großteils auch recht geschmackv­oll anzusehen. Aber der Gedanke, dass Fassbender nun in der Rolle alle zwei Jahre einen Wiederauft­ritt im Kino hat, bis das ganze schwache Dutzend Nesbø-Krimis adaptiert ist, macht ein wenig müde.

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BILD: SN/UPI Dem Serienmörd­er auf der Spur: Michael Fassbender in der Jo-Nesbø-Verfilmung „Schneemann“.

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