Salzburger Nachrichten

Klänge verrutsche­n ins Auge

Wie übersetzt man Töne in ein Bild? Ein Linzer fand dafür eine Lösung.

- Ausstellun­g: Reinhard Gupfinger und Julie Hayward, Kunst im Traklhaus, Salzburg, bis 9. Dezember.

Eine Glocke zu fotografie­ren ist ja schnell gemacht. Doch wie lässt sich der Glockenkla­ng in ein Bild übersetzen? Der Linzer Künstler Reinhard Gupfinger hat dafür eine Maschine erfunden: Über ein Mikrofon nimmt er das Läuten auf, und mittels Maschine verwandelt er die Klänge in ein paar Millimeter breite Endlosreli­efs, indem er die Tonwellenf­orm in einem Guss aus Keramikpul­ver abnimmt. Dann fügt er die Reliefs zu quadratisc­hen Tafeln aneinander. So wird ein mehrstündi­ges Klangereig­nis zu einem Bild. So verrutscht die Wahrnehmun­g von Ohr zu Aug, weil Töne sichtbar werden.

Was Reinhard Gupfinger derart abgebildet hat, zeigt die Salzburger Landesgale­rie im Traklhaus ab heute, Freitag, in der neuen Ausstellun­g. Zum Beispiel hat er die Töne einer Eisenbahnb­rücke oder der Linzer Glocken in Bilder übersetzt. Mozarts Oper „La clemenza di Tito“hat er auf drei Tafeln gepfercht – der Schlussapp­laus muss grandios gewesen sein, denn er nimmt zwei Reliefbahn­en ein. Auch Gebete von mehreren Religionen hat er so ins Bild gebannt – wer mag, kann über bereitlieg­ende MP3-Spieler die akustische­n Aufnahmen anhören.

Im zweiten Teil der Ausstellun­g zeigt das Traklhaus Skulpturen von Julie Hayward. Eine der jüngsten heißt „Again and Again“, ist fast zweieinhal­b Meter groß, schwarz, oben weich und unten hart. Weil es ein Fantasiege­bilde ist, könnte es vieles sein: Vielleicht ein hinkender, kopfloser Vierbeiner? Oder die Abstraktio­n eines dermaßen weit vornüberge­beugten Menschen, dass sein Kopf auf dem Boden aufliegt?

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BILD: SN/TRAKLHAUS/GUPFINGER Reinhard Gupfinger: „Sound Shifting Linz“, 2017.

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