Klänge verrutschen ins Auge
Wie übersetzt man Töne in ein Bild? Ein Linzer fand dafür eine Lösung.
Eine Glocke zu fotografieren ist ja schnell gemacht. Doch wie lässt sich der Glockenklang in ein Bild übersetzen? Der Linzer Künstler Reinhard Gupfinger hat dafür eine Maschine erfunden: Über ein Mikrofon nimmt er das Läuten auf, und mittels Maschine verwandelt er die Klänge in ein paar Millimeter breite Endlosreliefs, indem er die Tonwellenform in einem Guss aus Keramikpulver abnimmt. Dann fügt er die Reliefs zu quadratischen Tafeln aneinander. So wird ein mehrstündiges Klangereignis zu einem Bild. So verrutscht die Wahrnehmung von Ohr zu Aug, weil Töne sichtbar werden.
Was Reinhard Gupfinger derart abgebildet hat, zeigt die Salzburger Landesgalerie im Traklhaus ab heute, Freitag, in der neuen Ausstellung. Zum Beispiel hat er die Töne einer Eisenbahnbrücke oder der Linzer Glocken in Bilder übersetzt. Mozarts Oper „La clemenza di Tito“hat er auf drei Tafeln gepfercht – der Schlussapplaus muss grandios gewesen sein, denn er nimmt zwei Reliefbahnen ein. Auch Gebete von mehreren Religionen hat er so ins Bild gebannt – wer mag, kann über bereitliegende MP3-Spieler die akustischen Aufnahmen anhören.
Im zweiten Teil der Ausstellung zeigt das Traklhaus Skulpturen von Julie Hayward. Eine der jüngsten heißt „Again and Again“, ist fast zweieinhalb Meter groß, schwarz, oben weich und unten hart. Weil es ein Fantasiegebilde ist, könnte es vieles sein: Vielleicht ein hinkender, kopfloser Vierbeiner? Oder die Abstraktion eines dermaßen weit vornübergebeugten Menschen, dass sein Kopf auf dem Boden aufliegt?