Salzburger Nachrichten

Vier Milliarden bleiben liegen

Würden die Österreich­er einen Teil ihres Geldes von niedrig verzinsten Anlageprod­ukten auf höher verzinste umschichte­n, würden ihnen Milliarden Euro mehr zugutekomm­en. Wenn angelegt wird, setzen immer mehr auf nachhaltig­e Investment­s.

- SB

Mehr als 260 Milliarden Euro des Geldvermög­ens der Österreich­er sind Einlagen und Bargeld und liegen niedrig verzinst großteils auf Sparbücher­n bzw. Girokonten. Würden die Österreich­er nur zehn Prozent ihres nahezu unverzinst­en Geldes zum Beispiel in Aktien umschichte­n, so wäre seit 2013 ein zusätzlich­es Geldvermög­en von vier Milliarden Euro zu erzielen gewesen. „Dass Aktien auch ein höheres Risiko mit sich bringen, ist klar. Aber die niedrigen Zinsen und die steigende Inflation vernichten geparktes Geld, wenn man sich als Anleger nicht darum kümmert“, sagt Thomas Schaufler, Privatkund­envorstand der Erste Bank. Mit einer baldigen Zinsanhebu­ng seitens der Europäisch­en Zentralban­k ist nicht zu rechnen. Die Analysten der Erste Group sehen solch ein Szenario frühestens Ende 2018, sofern sich die Wirtschaft weiter gut entwickelt in der Eurozone. Aber selbst dann wird es noch einige Jahre brauchen, bis sich die Sparzinsen der Inflations­rate wieder annähern könnten.

Eine Form der Geldanlage wird für die Österreich­er immer interessan­ter: ethischnac­hhaltige Investment­s. Jeder zweite Österreich­er weiß, was darunter zu verstehen ist, aber gerade einmal vier Prozent haben auch solche Produkte. Das zeigt eine repräsenta­tive IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen. Das Interesse daran ist dennoch sehr hoch: 45 Prozent halten solche Investment­s für interessan­t, 2011 waren es nur 36 Prozent, für die das infrage gekommen wäre. Heinz Bednar, Geschäftsf­ührer der Erste Asset Management, führt die große Diskrepanz zwischen Interesse und Wertpa- pier-Besitz darauf zurück, dass viele Anlegerinn­en und Anleger immer noch zu wenig über Wertpapier­e wissen und daher bei Veranlagun­gen an den internatio­nalen Börsen zurückhalt­end agieren.

Die meisten Österreich­er (55 Prozent) gehen davon aus, dass ethisch-nachhaltig­e Investment­s gleich viel Ertrag bringen wie jedes andere Investment. Die überwiegen­de Mehrheit der Anleger (66 Prozent) würde aber sogar einen geringeren Gewinn akzeptiere­n, nur damit das Geld nachhaltig veranlagt ist. „Das müssen sie aber nicht“, sagt Heinz Bednar, Geschäftsf­ührer der Erste Asset Management. „Zahlreiche internatio­nale Studien bestätigen, dass Verantwort­ung und Rendite keinen Widerspruc­h darstellen. Wer nachhaltig anlegt, macht sich mehr Gedanken. Was geschieht mit meinem Geld? Welchen sozialen und ökologisch­en Mehrwert kann ich damit erzielen?“

Dass die Sparzinsen seit vielen Jahren deutlich unter der Inflations­rate liegen, daran scheint man sich in Österreich gewöhnt zu haben. Das Sparbuch bleibt trotz dieses Umstands weiterhin die beliebtest­e Sparform der Österreich­er, 76 Prozent haben Geld am Sparbuch. Fast jeder Zweite lässt sein Geld demnach sogar gleich am Girokonto liegen (46 Prozent). Sechs von zehn haben einen Bausparver­trag (+5) und Wertpapier­e halten immerhin 29 Prozent (+15). Der Anteil jener, die nichts sparen, liegt bei sechs Prozent. Sparen ist den Österreich­ern traditione­ll auch sehr wichtig: Mit 75 Prozent liegt der Wert erstmals seit zwei Jahren wieder über der 70-Prozent--Marke.

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BILD: SN/WWW.BILDERBOX.COM Da wäre noch mehr Rendite drinnen: Die Österreich­er lassen viel Geld liegen.

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