Fünf Regeln fürs Portfolio
Wer erfolgreich anlegen will, darf Aktien nicht scheuen und sollte auf eine breite Streuung, auch international, achten. Wer sich das nicht selbst zutraut, sollte lieber auf Expertenwissen setzen.
Anleger stehen angesichts politischer Spannungen und ungelöster wirtschaftlicher Probleme in einigen Euro-Staaten vor vielen Herausforderungen. Zuletzt zog die Inflation zur Zufriedenheit der Zentralbanker an. Dennoch bleibt das Niedrigzinsumfeld in Europa erst einmal unverändert, was bei vielen Privatinvestoren die Sorge vor Geldentwertung fördert. Nach den Erfahrungen der vergangenen neun Jahre ist Sicherheit bei vielen Investoren nach wie vor Trumpf, doch darüber hinaus gilt es langfristig eine ansprechende Rendite zu erwirtschaften. Dieser Widerspruch ist nicht so leicht zu überbrücken, denn die alte Anlageregel gilt nach wie vor: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Christian Nemeth, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG erklärt, worauf es auf dem Weg zum erfolgreichen Portfolio derzeit ankommt. Die richtige Strategie kommt vor der Titelselektion Wer sein Vermögen auf lange Sicht vermehren möchte, sollte sich zuerst einmal Gedanken über die Portfolioarchitektur machen. Renditeziel und Risikotragfähigkeit müssen aufeinander abgestimmt werden, damit am Ende der richtige Mix aus Aktien, Anleihen und alternativen Investments festgelegt werden kann.
Diese langfristige Ausrichtung des Portfolios sollte zwar in größeren Abständen überprüft werden, jedoch muss man seiner Strategie auch Zeit geben. Anleger sollten sich nicht von kurzfristigen Ereignissen blenden lassen, häufiges und rasches Agieren am Markt zerstört sehr oft eine gute Performance. Wenn die grobe Aufteilung der Vermögenswerte steht, kann im zweiten Schritt mit der Umsetzung begonnen werden. Viele Anleger zäumen aber das Pferd von hinten auf und beginnen mit der Auswahl der Wertpapiere, bevor sie sich Gedanken über die Asset Allocation gemacht haben. Das Cherry Picking von attraktiven Aktien, Anleihen und Investmentfonds führt auf diese Weise häufig zu unausgewogenen Portfolios mit erheblichen Klumpenrisiken. Aktives Fondsmanagement ist Trumpf Der Trend hin zu passiven Investments ist nach wie vor sehr stark. Hauptsächlich wird in diesem Zusammenhang das Kostenelement ins Treffen geführt. Im aktuellen Marktumfeld können aktive Manager aber häufig einen Mehrwert schaffen und die Volatilität dämpfen.
Die Suche nach einem guten, aktiv verwalteten Investmentfonds ist aber nicht trivial. Statistiken haben oft ihre Tücken und eine detaillierte Analyse des Anlageprozesses ist unverzichtbar. Aktien sind unverzichtbar Wessen Anleihen auslaufen, der sollte über den Kauf von Aktien nachdenken. Auch nach dem Renditeanstieg der vergangenen Monate versprechen viele Anleihen aus dem Euroraum nur eine magere Rendite. Auch wenn sichere Anleihen Stabilität in ein Portfolio bringen, sind sie aus Performancegesichtspunkten weiterhin wenig attraktiv. Grundlegende Änderungen des Marktumfelds sind hier nicht in Sicht, die EZB wird ihre Niedrigzinspolitik vorerst beibehalten. All dies spricht für risikobehaftete Assetklassen wie Aktien. „Vor allem im europäischen Raum sowie in den Emerging Markets lohnt sich der Einstieg aufgrund derzeit günstig bewerteter Unternehmen“, sagt Nemeth. In den USA haben die Ankündigungen der TrumpRegierung die Aktienmärkte zuerst beflügelt. Wenn die angekündigten Konjunkturpro- gramme jedoch nicht durchsetzbar sind, kann es an den US-Börsen durchaus zu einer Kurskorrektur kommen. „Dann lohnt sich auch hier wieder der Einstieg.“ Wer klug ist, diversifiziert Herausforderungen sind unvermeidbar. Eine möglichst breite Streuung der Assets verhindert in Abschwungphasen größere Verluste. Der sogenannte Home Bias, die einseitige Berücksichtigung des Heimatmarkts, ist ein typischer Anlegerfehler. Dabei bringen Investments über unterschiedliche Länder und Branchen hinweg nicht nur mehr Internationalität ins Depot, sondern auch jede Menge Chancen. „Eine globale Verteilung der Investments gleicht Risiken aus und bringt die gewünschte Stabilität. Auf die risikomindernde Eigenschaft des Diversifikationseffekts sollte nicht verzichtet werden“, unterstreicht Nemeth. Opportunitäten erkennen und nutzen Wer zusätzliches Wachstum generieren möchte, muss kreativ sein. Die internationalen Finanzmärkte bieten mittlerweile eine große Vielfalt an Möglichkeiten, seine Marktmeinung umzusetzen und Chancen zu nutzen. Beispielsweise kann über den Einsatz von inflationsgeschützten Papieren oder Investments in Unternehmensanleihen mit kurzer Restlaufzeit ein Portfolio gegenüber steigenden Renditen abgesichert werden. Auf der Aktienseite wiederum können zusätzlich Investments in ausgesuchte Branchen oder kleinkapitalisierte Unternehmen (Small Caps) beigemischt werden. „Bei all den verschiedenen Investmentmöglichkeiten sollte sich jedoch der Anleger immer fragen, ob er auch über die dafür notwendige Expertise, Zeit und das Interesse verfügt“, rät Nemeth. Wer mindestens einen dieser Aspekte verneint, sollte in ein verwaltetes Portfolio investieren, das von Profis gemanagt wird.