Webber traut F1-Neuling Hartley viel zu
Mit 27 kommt Ex-Red-Bull-Junior Brendon Hartley zum F1-Debüt – und sieht seine Chance.
AUSTIN, SALZBURG. „Schuld“am Überraschungsdebüt sind einige andere. Wäre Toro Rosso nicht in Personalnot gekommen, weil Carlos Sainz an Renault abgetreten wurde, weil Pierre Gasly an diesem Wochenende um den Titel in der japanischen Super-GT-Serie für den künftigen Motorenpartner Honda und gegen die Toyota-Phalanx kämpft, so hätte es vielleicht nie die von Brendon Hartley so erhoffte Formel-1-Premiere gegeben. Die findet am Wochenende im Grand Prix der USA auf dem Circuit of the Americas (COTA) in Austin statt.
Der Neuseeländer wird bald (am 10. November) 28 Jahre alt und ist mit Red Bull seit fast zehn Jahren verbunden, fuhr er doch schon in der Formel 3 und Formel Renault 3,5 mit Unterstützung aus Salzburg. Sogar zu Testfahrten im Toro Rosso kam er 2008/09, doch 2010 wurde er von Nachwuchschef Helmut Marko aussortiert – behielt aber seine persönliche Bindung an Red Bull.
Mit Porsche stieg er 2014 in die Langstrecken-WM ein, wurde 2015 Weltmeister mit Mark Webber und Timo Bernhard und steht heuer vor dem zweiten WEC-Titel. Dazu triumphierte er heuer mit Bernhard und Earl Bamber nach einer denkwürdigen Aufholjagd auch in den 24 Stunden von Le Mans.
Vielleicht hat dieser Erfolg Hartley bei Ex-Le-Mans-Sieger Marko zurück ins Gedächtnis gebracht. Er habe den Grazer kontaktiert, als Porsche im Juli den Ausstieg aus der Langstrecken-WM per Saisonende ankündigte, gab Hartley zu. „Für Brendon ist diese Chance einmalig“, urteilt sein Ex-Teamkollege und Förderer Mark Webber. Ob der frühere F1-Star und WEC-Weltmeister Hartley ein erfolgreiches Debüt zutraut? „Ja. Brendon ist reif für die Formel 1“, erklärte Webber im SNTelefonat. Und begründet: „Brendon hat mit Porsche so viel Erfahrung im Umgang mit Hybridantrieben gesammelt, die ihm jetzt zugutekommen wird. Außerdem weiß er, wie man Reifen behandeln muss, und er kennt die Strecke in Austin ja aus den WEC-Rennen dort.“
Ein erfolgreiches Debüt in Texas würde den Neuseeländer auch unter die Kandidaten für ein Cockpit bei Toro Rosso 2018 einreihen.
Keine Frage, dass sich ToroRosso-Teamchef Franz Tost bei seinem Ex-BMW-Kollegen und aktuellem Porsche-Projektleiter Fritz Enzinger erkundigte. Tost: „Mit der Rennerfahrung der vergangenen Jahre wird Brendon einen tollen Job für uns machen.“
Und Hartley selbst? Der war hin und weg: „Was für ein fantastisches Gefühl! Ich habe meinen Kindheitstraum Formel 1 nie aufgegeben. Ich bin gewachsen und habe gelernt. Die harten Jahre meiner Laufbahn haben mich noch stärker gemacht.“
McLaren gab Donnerstag die Vertragsverlängerung mit Fernando Alonso für 2018 bekannt.