Zuerst kommt die Analyse
Die Medien sind immer enttäuscht, wenn es nach einer Wahlschlappe nicht gleich ein dramatisches Köpferollen gibt. Die Aussage von Astrid Rössler, zuerst die Gründe für die Niederlage analysieren zu wollen und erst dann Konsequenzen zu ziehen, erscheint mir nur allzu logisch. Die SN bezeichnen das in der Ausgabe vom 17. 10. als „Realitätsverweigerung“und verlangen „neue Köpfe“. Wenn mich nicht alles täuscht, hat Ulrike Lunacek die Rol- le der Spitzenkandidatin nicht aus Jux und Tollerei oder gar Machtgier übernommen, sondern weil der Partei die Spitzenkandidatin sehr plötzlich abhandengekommen war. Sie hat dafür immerhin eine sehr erfolgreiche Position im Europaparlament geopfert. Eine Regierungsperiode dauert fünf Jahre; sollte es da nicht vorher genug Zeit für Analysen, Konsequenzen, und ernst zu nehmende Verhandlungen geben? Ich hoffe, Sebastian Kurz wird nicht wieder nur publikumswirksam neue „Routen“schließen, sondern auch sein Versprechen einlösen, Konflikte und Migrationsgründe an der Wurzel zu lösen. Möglichkei- ten gäbe es genug, z. B. in Kenia, wo die UNO laut einem äußerst lesenswerten Artikel von Martin Staudinger im „profil“vom 9. 10. die Nahrungsmittelrationen für Flüchtlinge um ein Drittel kürzen musste, weil die Mitglieder zu geringe Beitragszahlungen leisten – auch Österreich! Eine Schande für so ein reiches Land! Marietta Wiseman 5023 Salzburg