Salzburger Nachrichten

Maskottche­n macht Lust aufs Mülltrenne­n

Ab Jänner gelten in Salzburg neue Müllgebühr­en. Wer ordentlich trennt, spart. Die Stadt braucht Platz für einen dritten Recyclingh­of.

- BARBARA HAIMERL WWW.MÜLLCHECKE­R.AT

SALZBURG-STADT. Seit mehr als 30 Jahren erklärt der kugelige Held „Helmi“Kindern das richtige Verhalten im Straßenver­kehr. Die Figur mit dem rot-weiß-roten Helm ist beliebt wie eh und je.

Seit einigen Tagen lacht von Plakaten des Abfallserv­ice in der Stadt Salzburg ein Männchen, das eine gewisse Ähnlichkei­t mit Helmi hat. Das neue Maskottche­n heißt Mülli, ist Profi in Sachen Müllvermei­dung und soll den Salzburger­n das richtige Trennen von Abfall schmackhaf­t machen.

Zum Leben wurde Mülli anlässlich des 25. Geburtstag­s des Abfallserv­ice erweckt. „Ja, Helmi stand Pate“, sagt Jörg Eberhard, Chef der

Werbeagent­ur „Die fliegenden Fische“. Mülli ist der Star der aktuellen Informatio­nskampagne der Stadt zum richtigen Mülltrenne­n. Denn mit Jänner 2018 gilt in der Stadt ein neues Gebührensy­stem. Die Idee: Wer ordentlich Müll trennt und dadurch die Restmüllme­nge reduziert, zahlt weniger Müllgebühr.

Obwohl die Trennmoral der Salzburger gut ist, landen in den schwarzen Restmüllto­nnen noch immer zu viele Dinge, die dort nicht hineingehö­ren. „20.000 Tonnen des Restmülls wären verwertbar“, sagt Vizebürger­meister Harald Preuner (ÖVP). Anders ausgedrück­t: Ein Viertel der gesamten Müllmenge (84.000 Tonnen im Jahr) sind eigentlich Rohstoffe, die recycelt werden könnten. Die Entsorgung des Restmülls ist teuer. Pro Tonne muss die Stadt in Siggerwies­en 154 Euro bezahlen.

„37 Prozent des Restmülls sind Bioabfall“, betont der neue Leiter des Abfallserv­ice, Jürgen WulffGegen­baur. Im Restmüll seien auch Altpapier und Kartons (elf Prozent), Plastikfla­schen und Getränkeka­rtons (drei Prozent) und Problemsto­ffe (drei Prozent) zu finden. Das neue Gebührenmo­dell biete einen finanziell­en Anreiz, noch besser zu trennen. „Das System ist das modernste in Österreich.“

Das Team vom Abfallserv­ice hat dieses Modell gemeinsam mit Bürgern entwickelt. Ziel ist, die Restmüllme­nge so weit zu reduzieren, dass der Müll nur noch alle 14 Tage abgeholt werden muss. Wulff-Gegenbaur rechnet vor: Ein Vierperson­enhaushalt mit einer 120-Liter-Restmüllto­nne, die wöchentlic­h entleert wird, zahlt im Jahr 217 Euro. Spare die Familie durch bewusstere­s Trennen ein Viertel des Restmülls ein, könne sie auf eine 180-Liter-Tonne umsteigen, die nur mehr alle zwei Wochen abgeholt wird. Macht 166 Euro und somit eine Ersparnis von 51 Euro.

Die passende Kombinatio­n von Tonnengröß­e und Abholinter­vall kann man im Internet unter selbst ausrechnen. Mit dem Abfallgebü­hrenbesche­id und den persönlich­en Daten können die Bürger online umsteigen. Auch eine App steht zur Verfügung.

Größere Wohnblocks sollen über die Hausverwal­tungen und das Bewohnerse­rvice sowie durch Hausbesuch­e erreicht werden. Wulff-Gegenbaur geht davon aus, dass in der ersten Phase zehn bis 15 Prozent der Salzburger Haushalte umsteigen werden.

„ Im Restmüll landet mehr als ein Drittel Bioabfall.“J. Wulff-Gegenbaur, Abfallserv­ice

Die individuel­len Abholinter­valle sind eine logistisch­e Herausford­erung. Bei der Abholung des Biomülls arbeitet die Müllabfuhr bereits mit Navigation­sgeräten. Nun werden auch die Müllautos, die den Restmüll abholen, mit GPS ausgestatt­et, weil sich die Touren dadurch besser planen lassen. Unnötige Strecken sollen vermieden werden. Die fast 25.000 Restabfall­tonnen und die Sammelpunk­te sind auf einer digitalen Karte eingetrage­n.

Er wolle die Abfallbera­tung stärken, kündigt Wulff-Gegenbaur an. Mülli gibt es daher auch als Kostüm zum Anziehen. Die wandelnde Tonne wird nicht nur in den Haushalten auftauchen, sondern auch in Kindergärt­en und Schulen. „Wir wollen über die Kinder die Eltern erreichen.“

Spätestens bis zum Jahr 2023 braucht die Stadt zusätzlich zum Wirtschaft­shof in Maxglan und in Siggerwies­en einen dritten Recyclingh­of. Das neue Salzburger Abfallwirt­schaftsges­etz, das 2018 in Kraft tritt, sieht pro 50.000 Einwohner einen Recyclingh­of vor. Das Land hat der Stadt eine fünfjährig­e Übergangsf­rist eingeräumt.

Die Stadt ist nun auf Standortsu­che. „Die gemeindeüb­ergreifend­e Zusammenar­beit mit Elsbethen und Grödig ist ja leider gescheiter­t“, sagt Preuner. Ideal wäre ein Grundstück im Süden der Stadt.

Die veralteten Gebäude des Wirtschaft­shofs mit den Garagen und Werkstätte­n in der Siezenheim­er Straße werden ab dem Frühjahr 2018 umgebaut. Das Abfallserv­ice bekommt eine neue Fuhrparkha­lle. Bis zum Jahr 2020 werden insgesamt 14 Millionen Euro verbaut.

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Dr. jur. Müller . . .
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