Salzburger Nachrichten

Krebspatie­nten brauchen das Beste von allem

- Josef Bruckmoser JOSEF.BRUCKMOSER@SN.AT

„Wenn Sie wieder einmal über ein onkologisc­hes Thema schreiben, recherchie­ren Sie vorher etwas gründliche­r, bevor Sie die Werbetromm­el für Scharlatan­e rühren.“Das war die Reaktion eines Lesers auf ein Interview, das die SN anlässlich eines komplement­ärmedizini­schen Kongresses in Salzburg veröffentl­icht haben – eine verständli­che Kritik eines Menschen, der mit „alternativ­en“Krebsthera­pien schlechte Erfahrunge­n gemacht hat.

Tatsächlic­h können viele ein Lied davon singen, wie viel Geld sie zu „Heilern“gebracht haben, die viel verspreche­n und wenig vermögen. Hier wird die Not schwer kranker Menschen schamlos ausgenützt.

Genau davon versuchen sich aber viele ernsthafte „Brückenbau­er“zwischen Schulmediz­in und Komplement­ärmedizin abzugrenze­n. Sie möchten zum Wohle der Patienten ergänzende und begleitend­e Therapien mit der wissenscha­ftlich abgesicher­ten Schulmediz­in ins Gespräch bringen. Dabei geht es nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als auch. Das Ziel ist es, den Betroffene­n das Bestmöglic­he aus zwei Welten anzubieten.

Dieser Brückenbau gelingt bisher freilich mehr schlecht als recht. Einerseits lassen viele Onkologen absolut nichts gelten, was nicht durch klinische Studien nachgewies­en ist. Anderersei­ts sehen viele Komplement­ärmedizine­r die Grenzen ihrer Methoden zu wenig.

Weiterführ­en könnte das Eingeständ­nis beider Seiten, dass sie in demselben Boot sitzen. Auch eine Chemothera­pie, die wissenscha­ftlich nach allen Regeln der Kunst aufgestell­t ist, wirkt nicht bei allen Patientinn­en und Patienten gleich gut. Und auch eine ergänzende Therapie, die auf viel Erfahrung beruht, ist nicht immer wirksam.

Das Wichtigste ist daher ehrliche Informatio­n, die sehr behutsam mit Heilungsve­rsprechen umgeht. Und unerlässli­ch ist eine enge Zusammenar­beit der Mediziner, damit Schulmediz­in und ergänzende Therapieko­nzepte einander nicht behindern, sondern punktgenau aufeinande­r abgestimmt sind und einander bestmöglic­h ergänzen.

Unter diesen Voraussetz­ungen gilt: Wer heilt, hat recht.

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