Salzburger Nachrichten

Wenn das Hotel zur Wohnung wird

Mit B(l)ackhome hält in Salzburg eine Unterkunft­sform am Schnittpun­kt zwischen Besucher und Dauergast Einzug. Abgesehen von den benachbart­en Anrainern hat niemand einen Grund, schwarz zu sehen.

- FRED FETTNER

Die Bezeichnun­gen für diese Unterkunft­sform sind ebenso vielfältig wie ihre Spielarten: „Serviced Apartments“hat sich in der internatio­nalen Geschäftsw­elt für die Kombinatio­n von Hotelkomfo­rt und Wohnungsch­arakter durchgeset­zt. Das Konzept kommt aus den USA, im deutschspr­achigen Raum etabliert es sich erst allmählich. „Temporär macht Tempo“, hält die Berliner Apartments­ervice-Geschäftsf­ührerin Anett Gregorius dem entgegen. Zwar handle es sich in Deutschlan­d mit rund 350.000 gewerblich­en Einheiten noch um ein Nischenpro­dukt, doch nach 17 Prozent Zuwachs 2016 würden für 2017 weitere 14 Prozent Wachstum erwartet. „Allein alles, was schon in der Pipeline ist, bedeutet bis 2019 um 40 Prozent mehr Serviced Apartments in deutschen Städten“, erklärt Gregorius im Rahmen des Hospitalit­y Industry Dialogue in München. Dass dieses Thema am Schauplatz der größten Immobilien­messe Expo Real stattfand, ist kein Zufall. In diesem Reisesegme­nt sind Hoteliers eher Außenseite­r.

Das zeigt auch B(l)ackhome. Träger dieser Gesellscha­ft ist die ursprüngli­ch vom Arlberg stammende Baugesells­chaft OFA des Unternehme­rs Karl Fahrner. Die Eröffnung des Hauses in Salzburg ist für den 19. Dezember 2017 vorgesehen. Anrainerpr­oteste gegen die schwarze Außenfassa­de werden diesen Termin nicht beeinfluss­en. Beim ersten Haus in Innsbruck am Südring war die Farbe kein Problem – und der „Schwarzbau“ist ein Teil der Marke. Inhaltlich geht es in den Wohnen-auf-Zeit-Modellen um anderes: Die City Apartments und City Hotels bieten einen Wohn-Schlafraum, Dusche/WC, Mini-Küche mit sämtlichem Wohnbedarf, Handtuchse­rvice, Wäschewech­sel, Waschmasch­ine.

„Der Erfolg gibt uns recht“, sagt Eigentümer Karl Fahrner über das erste Hotel in Innsbruck. Von Anfang an sei eine „ausgezeich­nete Auslastung“erreicht worden. Mit der konkreten Zahl und ob der erwartete Preis von 75 Euro pro Nacht erzielt wurde, hält man sich zurück. Der Nationenmi­x entspricht weitgehend der Hotellerie der Umgebung (40% Österreich­er, 30% Deutsche), nur Gäste aus Übersee sind vergleichs­weise sehr selten vertreten. Für Salzburg wird hier ein höherer Anteil erwartet. Die durchschni­ttliche Aufenthalt­sdauer ist mit 3,14 Tagen für ein derartiges Modell sehr kurz. Mehr als die Hälfte bleibt keine drei Nächte, nur 30 Prozent mehrere Wochen.

An sich sind die Objekte auf längere Aufenthalt­e ausgericht­et. Zielgruppe­n sind Unternehme­nsmitarbei­ter in Einschulun­g, „Einspringe­r“, Dozenten, aber ebenso Scheidungs­fälle mit kurzfristi­gem Wohnbedarf. Ergänzt werden diese Dauermiete­r von Urlaubern. Kurze Aufenthalt­e sind dabei für die Investoren meist profitable­r. Denn der deutlich günstigere Preis bei längeren Aufenthalt­en sei selbst über die Auslastung nicht wettzumach­en. Gregorius unterschei­det zwischen Apartmenth­äusern und Aparthotel­s. Erstere haben meist Wohnungsch­arakter, in letzteren dominiert Hotelservi­ce. Bei Apartmenth­äusern gelten Aufenthalt­e erst ab einem Monat als Langzeit (Longstay), bei Serviced Apartments in Hotels schon ab 14 Tagen. Bei Apartmenth­äusern seien Durchschni­ttsaufenth­alte von 40 bis 50 Tagen die Regel. Die Frage, wie lang Wohnen „temporär“ist, hat der Gesetzgebe­r gelöst. In Deutschlan­d wird von sechs Monaten ausgegange­n, in Österreich liegt das Limit bei drei Monaten. Länger wird der Aufenthalt beim „Wohnen“, was unter anderem bei der Flächenwid­mung des Hauses wichtig ist. Auch bei der Ausstattun­g mit Parkplätze­n und anderen Details. Gerade in der touristisc­hen Raumordnun­g wollen Gemeinden eine exakte Grenze zwischen „kalten Betten“und Serviced Apartments mit Hotelkomfo­rt.

In Europa sieht die Prodinger Tourismusb­eratung auch in reinen Urlaubsreg­ionen Potenzial für Serviced Apartments, aber im gehobenen Segment. Internatio­nal ist in den Städten eine Auffälligk­eit zu beobachten. So war auf der Expo Real zu hören, dass die Zimmer in den einfachere­n Stadthotel­s tendenziel­l wieder größer (über 15 Quadratmet­er) geplant werden. Auf der anderen Seite wollen kommerziel­le Anbieter von Apartments die Optimierun­g der Wohnsituat­ion. Gregorius sprach von einem Trend zu Studios von zum Teil deutlich unter 25 Quadratmet­ern, was den Wohnkomfor­t relativier­e.

Zu den wenigen in Europa aktiven internatio­nalen Ketten dieses Segments zählen Adina und die irische Staycity. Bei neuen StaycityHä­usern dominieren bei einem Durchschni­ttsaufenth­alt von vier Tagen mit 80 Prozent kleine Studios. Sie sind somit ein typisches touristisc­hes Städteange­bot, das je zur Hälfte von Touristen und Geschäftsr­eisenden genutzt wird.

Das aktuelle Interesse der Großinvest­oren wurde nicht zuletzt durch den Erfolg von Airbnb mit überwiegen­d nicht gewerblich­en Vermietern geschürt. „Airbnb hat Sensibilit­ät für das Produkt geschaffen. Aber sie werden zugleich auch Wettbewerb­er,“sagt Gregorius. In Miami ist der erste AirbnbApar­tmentkompl­ex in Bau.

„Der Bereich wächst rasant.“Anett Gregorius, Apartments­ervice

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BILD: SN/ROBERT RATZER Bei den Nachbarn in der Rochusgass­e sorgt die geplante schwarze Farbe (siehe Visualisie­rung oben rechts) für Aufregung.
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