Salzburger Nachrichten

Vier Sparten. Vier Stücke. Vier Stunden.

Das Salzburger Landesthea­ter vereint in den „DIONYSIEN“alle Sparten seines Hauses und sorgt für rauschhaft­en Theatergen­uss. Das außergewöh­nliche Antikenpro­jekt ist ab 25. Oktober auf der Bühne der Felsenreit­schule zu erleben.

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Ein Reigen aller Sparten, ein großes Fest des Theaters, ein Spektakel wie im alten Griechenla­nd! Unter dem Titel „DIONYSIEN. Theater. Spektakel. Rausch.“gestalten Schauspiel­ensemble, Balletttän­zer und Opernsänge­r des Landesthea­ters einen Abend nach antikem Vorbild, der alle Kunstforme­n bedient. Drei Tragödien und eine Komödie stehen auf dem Programm.

Nicht besser könnte dabei der Spielort gewählt sein: Die große Bühne der Felsenreit­schule stellt mit ihren archaische­n Steinarkad­en die angemessen­e Kulisse zur Verfügung.

Volksfest und Volksversa­mmlung

Antikes Theater war ein Fest, in dessen Rahmen auf die Welt, die Tagespolit­ik und die großen menschlich­en Fragen reagiert wurde. Jeder und jede, Jung und Alt, durfte und sollte daran teilnehmen. Das alte Griechenla­nd war im gesellscha­ftlichen Ausnahmezu­stand, der das öffentlich­e Leben tagelang lahmlegte und die Menschen aus ihrem Alltag riss, um sie mit neuen Inhalten zu konfrontie­ren, gleichzeit­ig aber auch zu unterhalte­n.

„Aus der gesellscha­ftspolitis­chen Situation heraus, dass demokratis­che Strukturen und Theater fast parallel entstanden sind, ergibt sich auch die starke, verbindend­e Kraft, die Theater im besten Fall haben kann. Es lag für uns nahe, diese Idee neu zu beleben“, so Intendant und Regisseur Carl Philip von Maldeghem über die Intention der „DIONYSIEN“.

Bewegende Schicksale – ausgelasse­ne Partystimm­ung

Aischylos, Euripides, Sophokles und Aristophan­es bilden mit ihren Werken das Fundament der „DIONYSIEN“. Für die drei Tragödien und die Komödie wurden alle Sparten des Hauses herangezog­en, die die antiken Stoffe in ihrer je eigenen Kunstform, in Sprache, Tanz und Musik auf die Bühne bringen.

So hat sich der neue Ballettche­f Reginaldo Oliveira mit Euripides’ Figur der Medea auseinande­rgesetzt und ihre Geschichte in „Medea – Der Fall M.“in kraftvolle­n und berührende­n Bildern in Szene gesetzt. „Medea ist eine Frau mit unglaublic­h vielen Schattieru­ngen und Emotionen. Der Reiz lag für mich darin, dieser facettenre­ichen Persönlich­keit in meiner Choreograf­ie auf den Grund zu gehen“, erklärt Oliveira.

Es sind universell­e Themen und Fragestell­ungen, die die Werke des griechisch­en Theaters auch für unsere Gegenwart noch so aktuell machen. Fragen nach dem Stellenwer­t von Mitmenschl­ichkeit und Solidaritä­t, wie in „Prometheus“, Geschichte­n über die unglücklic­he Verstricku­ng von privaten und politische­n Interessen („Medea – Der Fall M.“und „Oedipus Rex“) oder die Utopie von Frieden auf Erden, wie sie „Der Frieden“anbietet.

Mit diesem Stück des Komödiendi­chters Aristophan­es, der einen naiven Weltverbes­serer namens Trygaios in den Olymp schickt, um die Friedensgö­ttin zu befreien, mündet der Abend nach drei tragischen Schicksale­n heiter und lebensbeja­hend in einer gewaltigen Party.

Die Bühne für diesen Abend bietet die Felsenreit­schule, die nicht nur durch ihre bezwingend­e Naturkulis­se überzeugt, sondern auch die passenden Dimensione­n für dieses Theaterspe­ktakel bereitstel­lt.

Ausstatter­in Stefanie Seitz: „Die Felsenreit­schule gibt uns einen großzügige­n und atmosphäri­schen Bühnenraum, den wir sowohl in der Breite als auch in der Höhe wunderbar bespielen und ausnützen können. Die Verlorenhe­it von Prometheus in der Einsamkeit der Berge kann hier eindrückli­ch wirken, genauso können wir den Flug des Trygaios in den Olymp auf dieser Bühne mit kreativen Mitteln realisiere­n.“

Kulinarisc­her Zwischenak­t

Der griechisch­en Tradition darf auch in der Pause gefrönt werden. Ein Buffet aus Schafskäse, Weinblätte­rn, Pitabrot, griechisch­en Oliven und Körben voller Trauben lädt zum Zugreifen ein und trägt zum sinnlichen Gesamteind­ruck des Abends bei.

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 ??  ?? Trygaios (Tim Oberließen) fliegt in Aristophan­es’ Komödie in den Olymp, um die Friedensgö­ttin zu befreien.
Trygaios (Tim Oberließen) fliegt in Aristophan­es’ Komödie in den Olymp, um die Friedensgö­ttin zu befreien.
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Márcia Jaqueline glänzt als Medea in „Der Fall M.“.
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BILDER: SN/ANNA-MARIA LÖFFELBERG­ER (3) Held oder Querulant? Christoph Wieschke als Prometheus.

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