Notare raten zum digitalen Testament
Was geschieht mit unseren Daten im Internet, wenn wir einmal nicht mehr sind?
Das Thema brennt den 1000 Notaren in Österreich unter den Nägeln, Millionen Bürgern ist es aber noch gar nicht richtig bewusst: Was geschieht mit all meinen digitalen Daten, wenn ich einmal nicht mehr bin?
Für Wolfgang Zankl, Zivilrechtler an der Uni Wien und Experte für den digitalen Nachlass, handelt es sich um ein vermintes Feld mit noch vielen Rechtsunsicherheiten. Oft seien Plattformbetreiber in Übersee ansässig, die allgemeinen Geschäftsbedingungen würden zu wenig genau gelesen, der Zugriff der Erben auf die Daten von Verstorbenen sei bisweilen nicht oder nur sehr schwer möglich. Vor allem werthaltige Daten (Bitcoins, Fotos, kreative Leistungen, PaypalKonten usw.) sollten daher schon in einem Testament gegenüber dem Notar berücksichtigt werden. Auf jeden Fall sollten alle Zugangsdaten (Passwörter, Pincodes) zu Lebzeiten hinterlegt werden. „Und zwar am besten auf Papier im Safe des Notars“, sagt Claus Spruzina, Präsident der Notariatskammer Salzburg. Spruzina berichtete beim Delegiertentag der Notare in Salzburg vom Projekt „Digitales Testament“. In dem Dienstleistungspaket werde ganz klar festgelegt, wie nach dem Tod eines Erblassers mit den digitalen Daten verfahren werden soll.
Als Beispiel, wie wichtig digitale Daten sein können, berichtete Wolfgang Zankl von einem traurigen Fall: Einer Familie wurde von Facebook die Einsicht in den Account der Tochter verweigert, die von einem Zug getötet worden war. Der Lokführer hatte behauptet, die junge Frau habe sich in selbstmörderischer Absicht vor den Zug geworfen, und auf Entschädigung für sein Trauma geklagt. Die Familie wollte in Facebook entlastende Hinweise finden. Sie bleiben geheim.