„Lungau-Milch“: Marketing ist alles
Zum Artikel „Lungau-Milch fließt nach Wien“und den nebenstehenden Kommentar von Herrn Auinger in der SN-Ausgabe vom 29. 9. 2017: LungauMilch und „Bio“allein ist nicht mehr genug: Dafür gilt ab nun das Motto „Marketing ist alles“. Der Artikel geht ja förmlich über vor lauter Superlativen, wie die sprichwörtliche heiße Milch auf dem Herd. 624 Kühe (52x12) aus dem Lungau produzieren ab jetzt die beste Milch des Landes, ein wahrlich exklusives Produkt. Wenn man aber etwas länger nachdenkt, tauchen immer mehr Fragen und Widersprüche auf:
„Tiergesundheit steht an erster Stelle“: Für die Gesundheit sind normalerweise Ärzte zuständig – in diesem Fall sollten es Tierärzte sein, würde man meinen. Jedoch bei der SalzburgMilch ist der unabhängige Tiergesundheitsexperte ein ausgebildeter Lebensmitteltechniker, der an der Universität für Bodenkultur ein Projekt zur Einführung eines TierwohlMonitorings für Milcherzeugerbetriebe betreut (übrigens gefördert von der SalzburgMilch – soviel zur Unabhängigkeit). Gesundheit und Wohlbefinden hängen zwar zusammen, sind aber nicht dasselbe. (Tierwohl ist seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema in vielen Ländern; die Bewertungen einzelner Parameter werden je nach Interessenlage dabei z. T. sehr unterschiedlich gewichtet.) Auch der zusätzlich von der SalzburgMilch installierte Tiergesundheitsbeirat besteht aus allen möglichen Experten, hat aber keinen Vertreter der Veterinärmedizin in seinen Reihen.
Nachhaltigkeit? Nachhaltig wäre es, wenn nicht nur das Futter aus der Region kommt, sondern auch nach der Produktion die Milch in der Region verarbeitet und verkauft würde, anstatt sie nach Wien zu karren.
„Ehrlicher Schluck Milch“: Von den 70 Cent Aufpreis für einen Liter Lungau-Milch (im Vergleich zu 1 l Spar Bio-Vollmilch 1,30 Euro) landen nur 18 Cent – also ca 25% gemessen an den 54 Cent Bio-Milchpreis des Landwirts – beim Bauern. Dr. Philipp Quehenberger 5441 Abtenau