Im Duett auf Medaillenjagd
Carina Edlinger stürmt im Renntempo über die Langlaufloipen, obwohl sie kaum etwas sehen kann. Sie harmoniert perfekt mit ihrem Bruder Julian, der ihr voranläuft. Die beiden hoffen auf Paralympics-Edelmetall.
Versucht einmal, mit geschlossenen Augen nur ein paar Schritte zu gehen. Das ist ganz schön schwierig, weil man ständig Angst hat, über etwas zu stolpern oder irgendwo dagegen zu stoßen.
Die 18-jährige Carina Edlinger meistert mit stark eingeschränkter Sehkraft nicht nur den Alltag, sondern ist auch noch sehr schnell auf Langlaufski unterwegs.
Ein Gendefekt in den Augen führte vor drei Jahren dazu, dass die aufstrebende Langläuferin plötzlich immer schlechter sehen konnte.
Nur in kleinen Teilen ist ihre Sehkraft noch erhalten. „Bei starker Anstrengung, wie sie in einem Rennen vorkommt, sehe ich noch weniger“, schildert sie. Dennoch hat sie den Sport nicht aufgegeben. Ihr Bruder Julian, ein Jahr älter als Carina, läuft bei den Para-Langlaufbewerben als Guide voran und gibt ihr Kommandos.
Julian erklärt: „Wir bereiten uns sehr genau vor und schauen uns am Vortag des Rennens die Strecke an. Dann wissen wir schon, wo es zum Aufpassen ist und wo wir auch angreifen können.“
Sogar Abfahrten in sehr flottem Tempo meistert das perfekt aufeinander abgestimmte „Team Edlinger“meist problemlos. Bei gemeinsamen Trainings mit nicht behinderten Sportlern haben sie einen guten Vergleich, was das Tempo angeht. Sehr viel langsamer sind sie nicht unterwegs. Dass es hin und wieder Stürze und blaue Flecken gibt, hat Carina schon einkalkuliert: „Ich bin schon so oft hingefallen …“
Wie bei den Langläufern ohne Einschränkung gibt es Rennen im klassischen und im Skating-Stil. Die Strecken sind zwischen 2,5 und 15 Kilometer lang. Gleich in ihrer ersten Saison bei den Para-Langläufern haben die Edlingers ganz groß abgeräumt und holten zwei Mal Gold und ein Mal Bronze bei der Weltmeisterschaft sowie den GesamtWeltcup.
Im bevorstehenden Winter wartet ein ganz großes Ziel auf das Salzburger Langlaufduo: In Pyeongchang in Südkorea finden gleich nach den Olympischen Winterspielen die Paralympics statt. Auch bei den körperbehinderten Sportlern geht es in vielen Disziplinen um Gold, Silber und Bronze. Carina Edlinger hat sich vorgenommen, dort ihren Erfolgslauf fortzusetzen, und dafür auch den Sommer über viel trainiert. In Pyeongchang hat sie im vorigen Winter bereits im Weltcup die Strecke kennengelernt – und das Rennen gewonnen.
Etwas hinter dem Sport zurückstehen muss die Schule. Carina besucht die Ski-Akademie in Schladming, wo auf ihre sportlichen Ziele Rücksicht genommen wird. „Im jetzigen Semester bin ich nur drei Wochen da“, sagt Carina. Lernen muss sie trotzdem. Die Matura darf sie aber um einige Monate verschieben. Weil Lesen für sie nicht mehr möglich ist, helfen ihr Vorlese-Programme auf dem Computer und am Handy.
Wie es den beiden auf ihrem Weg nach Pyeongchang ergeht, könnt ihr auf www.facebook.com/teamedlinger mitverfolgen. SNuppi drückt die Daumen!