Kommt jetzt die Herrschaft der reichen alten Männer?
Ausgerechnet Leute, die dem Establishment angehören, gewinnen mit Parolen gegen das Establishment Wahlen.
Milliardär, Medienmogul, Anti-EstablishmentPolitiker. Der wegen des Verdachts des Subventionsbetrugs aus der Prager Regierung geworfene Andrej Babiš gewann die tschechische Parlamentswahl, weil ihm offenbar knapp ein Drittel der Wähler das Vertrauen schenkte. Das erinnert ein wenig an Donald Trump, der knapp die Hälfte der abgegebenen Stimmen in den USA erhielt und seither als Präsident dilettiert, oder an Silvio Berlusconi, der Italien über Jahre hinweg so schlecht regierte, dass das Land heute vor riesigen Problemen steht.
Erstaunlich an den Wahlsiegen dieser Leute ist, dass sie ganz offensichtlich ihren Erfolg einem eigenartigen Trend verdanken: Ihre Anhänger trauen ihnen zu, den Staat zu führen, weil sie einerseits versprechen, das Establishment zu zerschlagen, und andererseits damit argumentieren, dass sie ja im Wirtschaftsleben unerhört erfolgreich seien.
Das eine verblüfft. Wer Milliarden besitzt, ob nun Dollar oder Euro, der gehört zum Establishment, ob ihm das nun passt oder nicht. Weder Trump noch Berlusconi noch Babiš hätten so reich werden können, hätten sie es sich nicht mit den Mächtigen in ihren Ländern gerichtet. Sie haben ihren Reichtum innerhalb jenes Systems gemacht, das sie dann im Wahlkampf verächtlich als Establishment denunzierten, so, als hätten sie selbst damit nichts zu tun. Die einzige Leistung auf diesem Feld dürfte darin liegen, durch eine Nebelwand der Propaganda diesen Umstand zu verschleiern.
Es ist andererseits ein fataler Irrtum, zu glauben, wer in einem Unternehmen oder in einem Konglomerat von Unternehmen erfolgreich sei, der müsse auch als politischer Führer eines Landes geeignet sein. Es ist schon richtig, dass die politische Elite eines Landes entscheidungsstark sein muss, ideenreich und kreativ. Wer als Ministerpräsident oder Kanzler Erfolg haben will, der muss die Fähigkeit haben, auf Basis guter Information weittragende Entscheidungen zu treffen, gerade so wie ein Manager. Derlei lernt man in der Wirtschaft durchaus. Man lernt aber nicht, was einen guten Politiker ausmacht: der Ausgleich von Interessen sehr unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen.
Dies ist sehr eindrücklich zu sehen am permanenten Scheitern des US-Präsidenten. Donald Trump bringt nur wenig zustande, weil er unfähig ist, auf Abgeordnete und Senatoren zuzugehen, ihnen seine Vorhaben schmackhaft zu machen und seinerseits zuzuhören und Gegenargumente in seinen Vorlagen zu berücksichtigen. Er glaubt nach einem Dreivierteljahr noch immer, er müsse nur pfeifen und schon müsse der Kongress tanzen.
Die Herrschaft der reichen alten Herren führt nicht zwangsläufig zu Wohlstand und Gedeihen eines Staates.