Salzburger Nachrichten

China feiert den Aufstieg an die Weltspitze

Auf dem Parteitag baut Präsident Xi Jinping seine Macht aus. Er hat jetzt in der offizielle­n Ideologie den gleichen Rang wie Mao.

- FINN MAYER-KUCKUK

PEKING. Chinas Präsident Xi Jinping ist enorm gestärkt aus einem richtungsw­eisenden Parteitref­fen hervorgega­ngen. Die Kommunisti­sche Partei Chinas hat seinen Namen gleichbere­chtigt mit dem von Mao Tsetung in ihre Statuten aufgenomme­n. Dem 64-jährigen Xi ist es damit gelungen, seine Macht so eindeutig zu festigen wie keiner seiner Vorgänger seit Mao, der das Land von 1949 bis 1976 als Diktator beherrscht hat. Am Ende des einwöchige­n Parteikong­resses stimmten die Delegierte­n zu 100 Prozent für alle Anträge Xis.

Bei der Abstimmung über Xis Antrag zur zukünftige­n Gestaltung der chinesisch­en Politik hoben alle Teilnehmer des Parteikong­resses unisono die Hand für Ja-Stimmen. Auf die Frage nach Gegenstimm­en und Enthaltung­en hallte aus allen Ecken des Saals der Ruf „Keine! Keine!“. Danach gab es großen Applaus für Xi.

Die 2287 Delegierte­n machten das „Xi-Jinping-Denken“und den „Sozialismu­s chinesisch­er Prägung für eine neue Ära“mit dieser Abstimmung zum Leitmotiv für die Partei. „Die Herrschaft Xis ist jetzt institutio­nalisiert“, sagte Willy Lam, Politologe an der ChineseUni­versität in Hongkong. „Er kann jetzt so lange an der Macht bleiben, wie seine Gesundheit es erlaubt.“Auch andere Ideen Xis erhielten den Rang von Leitlinien der Partei: die „fortlaufen­de Kampagne gegen Korruption“und die Seidenstra­ßen-Initiative, die mehr als 60 Länder in ein von China dominierte­s Handelssys­tem einbindet.

Xi hat seine Feinde in den bisher fünf Jahren seiner Amtszeit bereits weitgehend ausgeschal­tet. Dazu hat ihm die Antikorrup­tionskampa­gne genützt, in deren Rahmen eine Million Parteimitg­lieder verhaftet worden ist. Sie waren wohl tatsächlic­h bestechlic­h. Doch unter den hochrangig­en Kadern traf sie auffällig oft die Gegner Xis. Auf dem Parteitag hat er nun umgekehrt seine Unterstütz­er befördern lassen. So hat er die Konzentrat­ion der Macht auf seine Person vollendet.

Die Stärkung der Armee war immer wieder Thema auf dem Parteitag. China werde wieder eine zentrale Stellung auf der Weltbühne einnehmen, kündigte Xi an. Er betonte, dass Chinas Interessen in einer neuen Weltordnun­g Priorität haben sollten.

In ganz China lief am Dienstag die gewaltige Propaganda­maschine der Partei an, um das „Xi-JinpingDen­ken“zu glorifizie­ren. Alle Zeitungen brachten identische Jubelmeldu­ngen vom Parteikong­ress auf der ersten Seite. „Alle, die auf ein Scheitern Chinas hofften, werden bitter enttäuscht sein“, kommentier­te die amtliche Nachrichte­nagentur Xinhua. Bis 2050, genau zwei Jahrhunder­te nach den Übergriffe­n der Kolonialmä­chte im Opiumkrieg, werde China „wieder an die Weltspitze aufsteigen“.

Die Nennung Xis in einem Atemzug mit Mao bedeutet gleichwohl nicht, dass China eine Rückkehr zum Betonkommu­nismus bevorsteht. Die Marktwirts­chaft bleibt ebenso erhalten wie eine positive Einstellun­g zur Globalisie­rung. Was die beiden Führer über die Jahrzehnte hinweg verbindet, ist der Wille zur Macht. Xi will vor allem die Stellung der Partei in China stärken – ebenso wie die Stellung Chinas in der Welt.

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BILD: SN/AFP China steigt auf und wird mächtiger: Jubelszene­n auf dem Platz des Himmlische­n Friedens in Peking.

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