Das ist die neue Mitte der Welt
China ist wirtschaftlich erfolgreich, aber politisch weiterhin repressiv.
Natürlich haben die westlichen Medien den Parteikongress der chinesischen Kommunisten beleuchtet. Immerhin hat sich hier Staats- und Parteichef Xi Jinping mehr denn je als starker Mann der Volksrepublik in Szene gesetzt. Aber gemessen an der Rolle, die China inzwischen auf dem Globus spielt, rückt dieses Land bei uns noch immer nicht genügend in den Fokus.
China ist einmal Empfänger westlicher Entwicklungshilfe gewesen. Seit Deng Xiaopings Reformen ist es zur zweitstärksten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen. In der Ära Deng ging der chinesische Riese außenpolitisch noch auf leisen Sohlen. Unter Xis Regie offenbart er ein global gewachsenes Selbstbewusstsein.
Gezielt setzt Peking seine Finanzkraft ein, um sich politischen Einfluss zu sichern. Exem- plarisch zeigt dies die neue Seidenstraßen-Initiative, die bis nach Europa reicht. Dem bisher vom Westen dominierten Finanzsystem setzt Peking eigene Institutionen wie die Asiatische Infrastruktur- und Investitionsbank entgegen. Global agierende Medien und Konfuzius-Institute sollen die chinesische Weltsicht verbreiten.
Verflogen ist vorerst die Hoffnung, dass mit der wirtschaftlichen Öffnung auch Chinas politisches System liberaler werden könnte. In der Amtszeit von Xi Jinping zieht die KP vielmehr die Daumenschrauben an. Sie festigt ihr Machtmonopol und drangsaliert die Dissidenten.
China sieht sich heute wieder als Mitte der Welt. Es sucht Gefolgschaft, indem es für sein autokratisches System wirbt. Pech für uns, dass sich in diesem Moment die USA als Vorkämpfer der freiheitlichen Werte des Westens zurückziehen, weil Donald Trump es so will.