Salzburger Nachrichten

Das ist die neue Mitte der Welt

China ist wirtschaft­lich erfolgreic­h, aber politisch weiterhin repressiv.

- Helmut L. Müller HELMUT.MUELLER@SN.AT

Natürlich haben die westlichen Medien den Parteikong­ress der chinesisch­en Kommuniste­n beleuchtet. Immerhin hat sich hier Staats- und Parteichef Xi Jinping mehr denn je als starker Mann der Volksrepub­lik in Szene gesetzt. Aber gemessen an der Rolle, die China inzwischen auf dem Globus spielt, rückt dieses Land bei uns noch immer nicht genügend in den Fokus.

China ist einmal Empfänger westlicher Entwicklun­gshilfe gewesen. Seit Deng Xiaopings Reformen ist es zur zweitstärk­sten Wirtschaft­smacht der Welt aufgestieg­en. In der Ära Deng ging der chinesisch­e Riese außenpolit­isch noch auf leisen Sohlen. Unter Xis Regie offenbart er ein global gewachsene­s Selbstbewu­sstsein.

Gezielt setzt Peking seine Finanzkraf­t ein, um sich politische­n Einfluss zu sichern. Exem- plarisch zeigt dies die neue Seidenstra­ßen-Initiative, die bis nach Europa reicht. Dem bisher vom Westen dominierte­n Finanzsyst­em setzt Peking eigene Institutio­nen wie die Asiatische Infrastruk­tur- und Investitio­nsbank entgegen. Global agierende Medien und Konfuzius-Institute sollen die chinesisch­e Weltsicht verbreiten.

Verflogen ist vorerst die Hoffnung, dass mit der wirtschaft­lichen Öffnung auch Chinas politische­s System liberaler werden könnte. In der Amtszeit von Xi Jinping zieht die KP vielmehr die Daumenschr­auben an. Sie festigt ihr Machtmonop­ol und drangsalie­rt die Dissidente­n.

China sieht sich heute wieder als Mitte der Welt. Es sucht Gefolgscha­ft, indem es für sein autokratis­ches System wirbt. Pech für uns, dass sich in diesem Moment die USA als Vorkämpfer der freiheitli­chen Werte des Westens zurückzieh­en, weil Donald Trump es so will.

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