Volksschüler lesen weniger
Schlechtes Zeugnis für Österreichs Volksschulen: Der Unterricht in Mathematik, Lesen und Schreiben kommt hierzulande zu kurz. Woran dies liegt.
In der Volksschule haben österreichische Kinder weniger Unterricht in Lesen, Schreiben und Mathematik als ihre Kollegen in anderen europäischen Staaten. Das zeigt eine Aufstellung des EU-Bildungsinfonetzes Eurydice. Das liegt einerseits an der recht kurzen Volksschulzeit in Österreich (vier Jahre) und andererseits an der geringeren Gesamtunterrichtszeit.
Demnach beträgt die Mindestunterrichtszeit für den Pflichtlehrplan pro Jahr in Österreich für die Volksschule 705 Stunden. Im europäischen Schnitt liegt sie bei 734 Stunden. Dabei gibt es allerdings enorme Unterschiede: Bulgarien weist etwa nur eine Mindestunterrichtszeit von 468 Stunden auf, in Dänemark liegt sie mit 1051 Stunden mehr als doppelt so hoch. Die Werte ergeben sich, indem die Gesamtmindestunterrichtszeit in Stunden für die Volksschule durch die Schuldauer in Jahren dividiert wird. Die Mindestunterrichtszeit wurde als Maßstab gewählt, weil in manchen Ländern im Rahmen der Schulautonomie Abweichungen von einer zentral vorgegebenen Unterrichtszeit möglich sind.
Interessant ist die Verteilung auf die einzelnen Unterrichtsfächer: In „Lesen, Schreiben und Literatur“werden österreichische Kinder über die gesamte Volksschulzeit gerechnet mindestens 840 Stunden unterrichtet. Das ist weniger als im europäischen Schnitt (953 Stunden), liegt aber stark an der geringeren Gesamtdauer der Volksschule (vier Jahre in Österreich, 5,5 Jahre im Europa-Schnitt).
Ähnlich stellt sich die Situation in Mathematik dar: Während in Österreich in der Volksschule mindestens 480 Stunden unterrichtet werden, sind es im europäischen Schnitt 670 Stunden. Die Diskrepanzen zwischen den Ländern sind dabei (auch aufgrund der unterschiedlichen Dauer der Volksschule von vier bis sieben Jahren) enorm und reichen von 300 Stunden in Bulgarien bis zu 1.310 Stunden in Portugal.
Hauptverantwortlich für die geringere Stundenanzahl der Volksschüler in Lesen, Schreiben und Mathematik ist neben der kürzeren Volksschuldauer das geringere Gesamtausmaß der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit und nicht die interne Gewichtung der Fächer. Hier zeigt sich nämlich, dass Österreich in der Volksschule dem Schreiben und Lesen vergleichsweise hohe Priorität einräumt: Immerhin rund 30 Prozent der Mindestunterrichtszeit sind dafür gewidmet (EuropaSchnitt: 26 Prozent). In Mathematik liegt man mit 17 Prozent im Schnitt (18 Prozent).
Ein etwas anderes Bild gibt es in der Sekundarstufe 1: Im Bereich „Lesen, Schreiben und Literatur“kommen die österreichischen Schüler hier auf eine Mindestunterrichtszeit von 480 Stunden – das ist wesentlich weniger als im europäischen Schnitt (564 Stunden).