Salzburger Nachrichten

Wie eine TV-Sendung 1850 Verbrechen aufklärte

Bei „Aktenzeich­en XY... ungelöst“werden seit 50 Jahren reale Straftaten nachgestel­lt.

- Eduard Zimmermann spricht mit Wien und Zürich. SN, dpa

Brutaler Raub, Mord, Kindesentf­ührung. Bei „Aktenzeich­en XY... ungelöst“geht es um schlimmste Verbrechen. Seit exakt 50 Jahren gibt es die ZDF-Sendung, die alle paar Wochen zur besten Sendezeit nach Tatzeugen sucht, um Licht in ungeklärte Kriminalfä­lle zu bringen. Mit Erfolg, wie ein Blick in die Statistik zeigt: 40 Prozent der Fälle wurden mithilfe der Zuschauer gelöst, meldet das ZDF.

Von rund 4500 Kriminalfä­llen konnten 1853 aufgeklärt werden, 2319 Straftäter wanderten hinter Gitter. Ganz im Sinne des Erfinders Eduard Zimmermann: „Den Bildschirm zur Verbrechen­sbekämpfun­g einzusetze­n, das, meine Damen und Herren, ist der Sinn unserer neuen Sendereihe“, erklärte er dem Publikum am 20. Oktober 1967. Ein Jahr später stieg der ORF mit ein, 1969 das Schweizer Fernsehen. In Österreich moderierte der spätere ORF-Chef Teddy Podgorski, 1972 übernahm Peter Nidetzky.

Zimmermann leitete seine Sendung 30 Jahre lang – und erntete dafür auch Kritik. Zuschauer würden aufgeforde­rt, andere Menschen zu denunziere­n, hieß es. Auch die Einspielfi­lme fanden manche zu realistisc­h, zu voyeuristi­sch – ein Wegbereite­r des Reality-TV. „Zugegebene­rmaßen haben wir als erste über die Verbrechen­srealität berichtet. Somit haben wir unbewusst und ungewollt zur Entwicklun­g beigetrage­n“, sagte Zimmermann bei seinem Abschied 1997. „Aber mit anderen Sendungen, die später folgten, sind wir nicht zu vergleiche­n.“ Besonders wichtig bis heute: die Damen und Herren am Telefon, die die Hinweise entgegenne­hmen. Dazu Kriminalbe­amte, auch aus Österreich und der Schweiz, die über Fäl- le berichten. „Man kann nicht sagen, das habe sich ein Drehbuchau­tor ausgedacht – es ist wirklich passiert“, sagt Rudi Cerne, der den TVKlassike­r seit dem Jahr 2002 moderiert. Im selben Jahr stieg der ORF aus der Sendung aus. Die Quoten und auch die Zahl der Anrufer seien laut Peter Nidetzky zu stark zurückgega­ngen.

Zum Jubiläum geht es bei „Aktenzeich­en XY... ungelöst“gewohnt im ZDF weiter. Heute, Mittwoch, geht es ab 20.15 Uhr um Blitzeinbr­echer, einen Bankraub und einen Elektriker, der in Österreich erschossen wurde. Um 21.45 Uhr folgt eine ZDF-Dokumentat­ion – auch mit alten Aufnahmen des 2009 verstorben­en Zimmermann.

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BILD: SN/ZDF/RENATE SCHÄFER

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