Thiem kämpfte sich durch
Österreichs Tennisstar Dominic Thiem fand in der Wiener Stadthalle auf die Siegesstraße zurück. Zwei Österreicher sind am Nationalfeiertag im Einsatz, die künftige Nummer eins schon heute.
WIEN. Man hat Dominic Thiem zwar schon besser spielen gesehen, zum Auftakt der Erste Bank Open hat aber nur eines gezählt und das war der 6:3, 6:4-Sieg über den Russen Andrej Rublew. Zur Begeisterung der 7.800 Zuschauern in einer bestens gefüllten Wiener Stadthalle vollendete der Topstar einen aus österreichischer Sicht fast perfekten Tag und zog nach Überraschungsmann Dennis Novak ins Achtelfinale ein.
Die Unsicherheit nach zuletzt drei Erstrundenniederlagen war Thiem zu Beginn mit einigen Doppelfehlern und am Ende des Matches anzumerken. „Es war keine Topleistung, aber ich bin sehr erleichtert, dass ich durch bin. Das tut dem Selbstvertrauen sehr gut. Ich bin froh, dass ich die Chance habe mich weiter zu steigern, denn ich habe höhere Ansprüche als ein Achtelfinale“, sagte Thiem im Hinblick auf das Duell gegen den Franzosen Richard Gasquet am Nationalfeiertag. Weiter nach vor will der Weltranglistensechste nicht blicken, obwohl er weiß, dass nach der Absage von Grigor Dimitrov und den Niederlagen der Aufschlagriesen Kevin Anderson und Sam Querrey in seiner Rasterhälfte kein Gesetzter mehr ist.
Vom „Traumfinale“mit Alexander Zverev trennen die beiden noch je drei Siege. Die beiden sind dick befreundet, aber sehr unterschiedliche Charaktere. Zverev ist erst 20, aber schon die Nummer fünf der Welt. Er ist 1,98 Meter groß und dennoch ein Allrounder. Er ist erst seit vier Jahren auf der ATP-Tour und hat ein Auftreten wie ein Routinier. Der Deutsche ist – und da sind sich Trainer wie Spieler und Experten einig – die künftige Nummer eins der Tenniswelt. „Ich denke, dass es in Zukunft noch einige große Duelle zwischen uns geben wird“, sagt Zverev. Allein diese Aussage beschreibt das Selbstvertrauen, das manch einer auch als Arroganz auslegen kann, des „German Wunderkind“, wie Zverev in den USA in Anlehnung an BasketballSuperstar Dirk Nowitzki genannt wird. Ob er von seinem rasanten Aufstieg überrascht sei, wurde Zverev nun in Wien gefragt. „Erwarten darf man so etwas nicht. Aber ich weiß auch, wie viel ich dafür gearbeitet habe“, sagt er. Immer wieder bekommt „Sascha“auch die Nummer-eins-Frage gestellt. Vor einigen Monaten hat er sie noch mit „Das ist nur eine Frage der Zeit“beantwortet. In Wien ist er nun auf diese Formulierung ausgewichen: „Man will immer besser werden und ich kann noch viel besser werden.“Vorerst zählt aber auch für Zverev nur das Achtelfinale und da wartet schon am Mittwoch (nicht vor 19 Uhr) der Franzose Gilles Simon.
Während das Achtelfinale für Zverev und Thiem nur eine Zwischenstation sein soll, hat Qualifikant Dennis Novak mit dem Erreichen des Achtelfinales sensationell und aus dem Nichts seinen bisher größten Karriereerfolg erzielt. Der 24-jährige Niederösterreicher, vor dem Turnier nur die Nummer 284, besiegte Thomas Fabbiano 7:6(4), 7:5. Zum zweiten Mal in drei Tagen, denn der Italiener war für Dimitrov als Lucky Loser in den Hauptbewerb gerutscht. „Unglaublich, ich kann die Emotionen nicht beschreiben“, sagte Novak, der am Donnerstag auf Kyle Edmund trifft. Dass er überhaupt in Wien dabei ist, verdankt er Turnierboss Herwig Straka. „Dennis hat sich nicht um eine Quali-Wildcard beworben. Ich habe ihn Minuten vor Nennschluss angerufen und gefragt, ob er nicht spielen will“, erklärt Straka. Und so darf er nun am Nationalfeiertag in einer erwartet ausverkauften Stadthalle aufschlagen.
„Ich kann das noch gar nicht glauben.“Dennis Novak, Wien-Achtelfinalist