Ohne Lesen, Schreiben, Rechnen geht es nie
Die Konkurrenz durch Roboter wächst. Wer nicht in der Lage ist, mehr zu bieten, als Maschinen können, wird es künftig noch schwerer haben.
Die jungen Menschen zu dem befähigen, wozu Roboter noch länger nicht fähig sein werden: sich gut ausdrücken können, sozial und digital kompetent sein, Probleme erkennen und kreative Lösungen dafür suchen. Das müsse, wie die Autoren einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts schreiben, das Ziel der Bildungspolitik sein. Und ganz besonders angesichts der rasanten technischen Entwicklung, denn: Wer schon an den Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen scheitere, werde niemals flexibel genug sein, um auf die neuen und sich rasch ändernden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt zu reagieren.
In Auftrag gegeben hat die Studie („Österreich 2025: Die Rolle ausreichender Basiskompetenzen in einer digitalisierten Arbeitswelt“) der Initiator des Bildungsvolksbegehrens, Hannes Androsch; genauer gesagt seine Privatstiftung bei der Akademie der Wissenschaften. Für Androsch selbst ist das Ergebnis der Untersuchung alles andere als eine Überraschung, schließlich hätten viele Unternehmen ja heute schon große Probleme, Leute zu finden, die gewisse Mindestanforderungen mitbrächten. Nur die Politik stelle sich dem riesigen Problem nicht. Androsch: „Wir leben im Zeitalter der ignorierten Voraussehbarkeit.“Die zeigt sich bei den regelmäßigen Erhebungen der Bildungsstandards. Die Studienautoren erinnern daran, dass in Mathematik (Stand: 2013) rund ein Viertel der Kinder die Mindestanforderungen nicht oder nur zum Teil erfüllte und 44 Prozent der Buben sowie 33 Prozent der Mädchen am sinnerfassenden Lesen (Stand: 2015) scheiterten. Zugleich genüge ein Blick in die Arbeitslosenstatistik, um zu wissen, dass der Weg der kaum Gebildeten in die Joblosigkeit führe. Nirgends habe es seit 1990 stärkere Rückgänge bei den Beschäftigungszah- len gegeben als in Berufen, in denen es vor allem um manuelle Routinetätigkeiten geht.
Für Wifo-Chef Christoph Badelt ist schon der Ist-Zustand besorgniserregend. Österreich habe eine Arbeitslosigkeit, die nicht zum derzeit positiven Konjunkturzyklus passe – „und die Digitalisierung wird das Problem mangelnder Bildung noch verstärken“. Erneut betonte Badelt, wie stark in Österreich geringe Bildung mit dem sozialen Status der Eltern verbunden sei. Es könne nur eine Schlussfolgerung aus diesen „erschütternd“lang bekannten Fakten geben: „in Bildung investieren“.
Gemeinsam mit Androsch appellierte er an die nächste Regierung, das umzusetzen, was längst auf dem Tisch liege, und mit den „Blockaden aus scheinideologischen Gründen aufzuhören“(Androsch). Das Schulsystem müsse effizienter, die Frühförderung verstärkt, der Deutschunterricht intensiviert und viel mehr ganztägiges Angebot geschaffen werden.
„Die Arbeitslosigkeit passt nicht zum Konjunkturzyklus.“Christoph Badelt, Wifo-Chef