Lösen Sie sich von der Sparefrohin!
Sachdienliche Anmerkungen zum Weltspartag für die kleine Maia.
In interessierten Kreisen und auch Quadraten kursiert derzeit ein Lehrplan der deutschen Bundeswehr, welcher nach den modernsten Erkenntnissen der Gender-Wissenschaften abgefasst ist. Ein Ausbildungsmodul etwa trägt den schönen Titel: „Gefechtsdienst: Lösen vom Feind/von der Feindin.“
Angesichts dieser lobenswerten Fortschrittlichkeit selbst in deutschen Armeekreisen überrascht es doch erheblich, dass durch die Bankenlandschaft nach wie vor der völlig ungegenderte Sparefroh irrlichtert.
Doch selbst als Sparefrohin wäre diese Figur strikt abzulehnen. Denn allen Menschen, auf die der Horror-Clown des alpenländischen Bankwesens nach wie vor losgelassen wird, bringt er bzw. sie ein schädliches, volkswirtschaftlich zutiefst verwerfliches Verhaltensmuster näher. Lesen Sie selbst:
„Ja, bist du komplett wahnsinnig geworden, Papa?“Anna ist völlig aus dem Häuschen. Ihr einjähriges Töchterchen Maia, das nichts ahnend auf dem Boden spielt, hat von ihrem Opa soeben ein Sparschwein geschenkt bekommen. Ja, Sie haben richtig gelesen: ein Sparschwein! „Weißt du eigentlich, was du damit anrichtest, Papa?“, tobt Anna. „Willst du, dass Maia einmal am Bettelstab endet?“
„Aber wieso denn“, antwortet der verdatterte Großvater. „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. So wurde es uns immer eingetrichtert.“Seine Tochter greift sich an den Kopf. „Absoluter Schwachsinn, Papa! Hast du noch nie etwas von der draghischen Nullzinspolitik gehört? Nein? Na, das ist tragisch!“
„Nullzinspolitik, was soll das sein?“, fragt der Opa, während die kleine Maia zu seinen Füßen einen Bauklötzchen-Turm umwirft. „Das heißt“, sagt Anna gereizt, „dass die Staaten zur Finanzierung ihrer Schuldenberge die Sparer mittels Inflation und null Zinsen schleichend enteignen. Und das heißt weiters, dass jeder Euro, den wir in dein deppertes Sparschwein da hineinschmeißen, schon morgen weniger wert ist!“Maia auf dem Boden beginnt leise zu wimmern.
„Aber wie soll sich die Kleine je etwas leisten können, wenn wir ihr nicht beizeiten beibringen zu sparen?“, fragt der Großvater besorgt. „Das endet doch in einer Draghödie.“– „Tragödie heißt das, Papa. Tragödie“, verbessert Anna. „Und vergiss endlich das altmodische Sparen. Geld ist nicht dazu da, um gehortet zu werden, sondern um sofort in den privaten Konsum zu fließen und die Wirtschaft anzukurbeln, sagt Tragi, äh, Draghi.“
„Aber der Mensch braucht doch einen Notgroschen“, wendet der Großvater ein. „Papperlapapp“, ruft seine Tochter. „In Notsituationen sorgen der Staat und die EZB für uns.“
Maia auf dem Boden lacht.