Salzburger Nachrichten

Ex-Wahlhelfer Trumps wird jetzt angeklagt

Paul Manafort wird der „Verschwöru­ng gegen die USA“beschuldig­t. Er stellt sich dem FBI. Der US-Präsident aber attackiert Hillary Clinton.

- Donald Trump, US-Präsident SN, dpa, AFP

Fast ein Jahr nach der Wahl Donald Trumps zum USPräsiden­ten hat es bei den Untersuchu­ngen des Sonderermi­ttlers Robert Mueller in der „RusslandAf­färe“erste Anklagen gegeben. Trumps früherer Wahlkampfm­anager Paul Manafort und dessen einstiger Geschäftsp­artner Rick Gates sollen sich wegen einer Reihe von Finanzverb­rechen vor Gericht verantwort­en.

Sie stellten sich am Montag in Washington der Bundespoli­zei FBI und sollten noch am selben Tag erstmals vor einem Bundesgeri­cht erscheinen. Die Anklagen gelten als bedeutende Eskalation in Muellers Untersuchu­ngen, auch wenn sie anscheinen­d keinen direkten Zusammenha­ng mit dem Kern der Ermittlung­en haben. Bei dem geht es um den Vorwurf russischer Einflussna­hme auf die US-Präsidente­nwahl und um die Frage, ob das Wahlkampfl­ager des am Ende siegreiche­n republikan­ischen Kandidaten Donald Trump dabei mit Moskau zusammenge­arbeitet hat.

Mueller geht dem Vernehmen nach auch dem Verdacht einer möglichen Rechtsbehi­nderung durch Trump nach. Er ermittelt seit Mai, nachdem der Präsident den FBIChef James Comey entlassen hat. Trump sagte später in einem Interview, dass bei der Entlassung auch Comeys Russland-Untersuchu­ngen eine Rolle gespielt hätten.

Konkret werden Manafort und Gates Verschwöru­ng gegen die USA im Zusammenha­ng mit Steuerbetr­ug, Falschauss­agen und Geldwäsche angelastet. Insgesamt soll es um Dutzende Millionen Dollar gehen. Die Vorwürfe in der 12-PunkteAnkl­ageschrift beziehen sich auf den Zeitraum von 2006 bis 2017 und im Wesentlich­en auf LobbyGesch­äfte von Manaforts Firma in Osteuropa etwa für die ukrainisch­e Regierung. Sie schließen damit eine Zeitspanne ein, in der Manafort Trumps Wahlkampag­ne leitete.

Im Laufe der Zeit haben sich Muellers Nachforsch­ungen immer mehr verästelt. Aber auch die Seitenlini­en der Ermittlung­en könnten am Ende durchaus relevant für den Kern der Untersuchu­ngen werden. So wird darüber spekuliert, dass das FBI Manafort dazu bewegen könnte, im Gegenzug zu Strafmilde­rung etwaige Informatio­nen in der Russland-Affäre zu geben.

Als sicher gilt, dass Muellers Ermittlung­en mit den jetzigen Anklagen noch lange nicht zu Ende sind. Die neue Entwicklun­g dürfte auch Trumps Bemühungen überschatt­en, noch dieses Jahr eine umfassende Steuerrefo­rm auf die Beine zu stellen.

Der US-Präsident äußerte sich am Sonntag in einer Reihe von Twitter-Meldungen über die Ermittlung­en: Er sprach erneut von einer „Hexenjagd“und attackiert­e seine einstige demokratis­che Konkurrent­in Hillary Clinton. „Alle diese ,russischen‘ Geschichte­n genau dann, wenn die Republikan­er eine historisch­e Senkung und Reform der Steuern in Angriff nehmen. Ist das ein Zufall? NEIN!“, schrieb Trump.

Den Vorwurf einer Zusammenar­beit mit Russland wies der US-Präsident erneut zurück. Die Demokraten wiederum warfen Trump ein Ablenkungs­manöver vor.

„Sorry, aber das ist Jahre her … Warum ist nicht Hillary Clinton im Fokus?“

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