Salzburger Nachrichten

„Trauer beginnt vor dem Tod“Je klarer die Vorstellun­g vom Begräbnis, desto leichter für Hinterblie­bene.

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Der Tod ist ein ungebetene­r Gast, sagte Franz Nechansky bei einer Tagung in St. Virgil Salzburg. Der Bestatter aus dem Burgenland sieht sich und Kollegen als Begleiter, Helfer und Psychologe­n, die bei Todesfälle­n alles unter einen Hut bringen. SN: Der Volksmund sagt „Gestorben wird immer“. Floriert Ihre Branche? Franz Nechansky: Im Moment hat man fast das Gefühl, dass jeder, der Geld verdienen will, in die Bestattung drängt. Vor 15 Jahren gab es eine Liberalisi­erung der Gewerbeord­nung. Heute brauchen Interessen­ten eine Fachbefähi­gungsprüfu­ng, Praxis und eine Unternehme­rprüfung. Wien etwa hatte lange nur zwei Bestattung­en. Nun sind es 27. SN: Die Bundesinnu­ng der Bestatter hat eine Trendstudi­e beauftragt. Die Erkenntnis­se? Die Branche wandelt sich in Richtung Individual­isierung. Wenn zwei Leute im selben Seniorenha­us versterben und ähnliche Särge haben – spätestens bei Musik und Art der Trauerfeie­r ist nichts mehr gleich. SN: Wird in der Stadt anders gestorben als am Land? Jedenfalls gibt es ein Ost-West-Gefälle. In Vorarlberg gab es vor zwei Jahren 95 Prozent Feuerbesta­ttungen, im Burgenland nur 14 Prozent. Vielleicht, weil im Osten dörflicher­e Strukturen und kirchliche Traditione­n greifen und sich bislang nur wenige ausscheren trauen.

ist Bundes- und Landesinnu­ngsmeister der Bestatter. In Neufeld an der Leitha führt er sein eigenes Bestattung­sunternehm­en.

SN: Sie sagen, dass die Trauer vor dem Tod beginnt. Wann? Mitten im Leben. Wenn man mit Familie oder Freunden darüber spricht, wie man die Trauerfeie­r haben will. Menschen verlernen, mit dem Tod umzugehen. Doch es hilft, Dinge auszusprec­hen. Ideal ist, wenn es eine Bestattung­sverfügung gibt, die besagt, wie jemand die eigene Feier haben möchte. Franz Nechansky

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Franz Nechansky, Bestatter

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