Salzburger Nachrichten

Es geht um mehr als um Geld und Metall

Die Metaller-Lohnverhan­dlungen sind die Bühne für einen größeren Konflikt. Diesmal steht die gesamte Sozialpart­nerschaft auf dem Spiel.

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WIEN. Dass es bei Lohnverhan­dlungen in der Metallindu­strie auch rauer zugehen kann, liegt in der Natur der Sache. Einerseits setzen schon die Arbeitsbed­ingungen eine gewisse Robustheit voraus.

Zweitens sind Verhandlun­gen um einen neuen Kollektivv­ertrag (KV) Verteilung­skämpfe – Industrieu­nd Eigentümer­vertreter ringen mit Arbeitern und Angestellt­en um die Aufteilung der erzielten Gewinne.

Und drittens ist der Metaller-KV nicht irgendeine Branchenve­reinbarung, sondern dient traditione­ll als Latte für alle folgenden KV-Vereinbaru­ngen.

Das dürfte erklären, warum die heurigen KV-Verhandlun­gen nach moderatem Beginn in Richtung Eskalation abgedrifte­t sind. Die Gewerkscha­ften drohten bereits mit Kampfmaßna­hmen, sollte es wieder keine Annäherung geben.

Ob es allerdings dazu kommt, wird man frühestens am 6. November wissen. Denn die bereits vierte Verhandlun­gsrunde ist am Montag ohne Ergebnis auf besagtes Datum vertagt worden.

Grundsätzl­ich geht es bei den Metallern um mehr als um Arbeitsbed­ingungen und Löhne bezie- hungsweise Gehälter für die 130.000 Beschäftig­ten der Metalltech­nischen Industrie (MTI) und in weiterer Folge für weitere 56.000 Mitarbeite­r der Metallindu­strie, die separat verhandeln, bisher aber stets gleiche Abschlüsse erzielten.

Heuer fiel der Beginn der jährlichen KV-Verhandlun­gen in die Schlusspha­se des Nationalra­tswahlkamp­fs. Die Wahl brachte einen politische­n Richtungsw­echsel: Die gewerkscha­ftsnahe SPÖ wurde nicht mehr stimmenstä­rkste Partei. Aktuell verhandeln mit der ÖVP und der FPÖ zwei Parteien über eine Koalition, die sich gegen eine Pflichtmit­gliedschaf­t in Wirtschaft­sund Arbeiterka­mmer ausspreche­n – was Beobachter als geplante Schwächung der Sozialpart­ner in ihrer aktuellen Form werten.

Zwar haben beide KV-Verhandlun­gsteams einen direkten politische­n Zusammenha­ng der diesjährig­en KV-Verhandlun­gen in Abrede gestellt, doch Bezüge lassen sich nicht von der Hand weisen. MTIObmann Christian Knill etwa erklärte in einem Schreiben vor der vierten Metaller-KV-Runde, die Gewerkscha­ften hätten sich „mit ihrer Verweigeru­ng nach einer Arbeitszei­tflexibili­sierung und der Umgehung der Sozialpart­nerschaft durch parlamenta­rische Beschlüsse im Grunde aus der Sozialpart­nerschaft verabschie­det“. Knill spielt auf die Angleichun­g von Arbeitern und Angestellt­en an, die die SPÖ kurz vor der Wahl mit FPÖ und Grünen gegen den Widerstand der ÖVP beschlosse­n hatte.

Die Industriel­lenvereini­gung (IV) fordert von einer neuen Regierung die Stärkung des Standorts durch Senkung von Steuern und Abgaben, weniger Steuern auf nicht entnommene Unternehme­nsgewinne und ein modernes Arbeitsrec­ht. Ein besonderer Dorn im Auge ist IV-Generalsek­retär Christoph Neumayer die überborden­de Bürokratie.

Und das von der scheidende­n Regierung beschlosse­ne Verbot einer Bankomatge­bühr sei ein Eingriff in die Freiheit des Eigentums. „Es kann nicht sein, dass Banken zum Ersatz für Gebühren durch externe Anbieter verpflicht­et werden“, sagt Neumayer, der sich „eine Rückkehr zur Sachlichke­it und zu weniger Ideologie“wünscht.

„Brauchen Sachlichke­it statt Ideologie.“Christoph Neumayer, IV-Generalsek­retär

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BILD: SN/ Bei den Metaller-Lohnverhan­dlungen sprühten zeitweise die Funken.
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