Lust am Sanieren ist erkaltet
Für eine umweltfreundliche Pelletsheizung gibt es Tausende Euro Förderungen. Warum sie derzeit dennoch oft Ladenhüter bleiben.
SALZBURG, WIEN. Seit der Preis für Rohöl vor zwei Jahren auf weniger als die Hälfte sank, tut sich die Sanierungsbranche nicht nur in Österreich schwer. Egal ob Hersteller von Heizkesseln, Wärmepumpen oder Warmwasserboilern – sie alle beklagen, dass die Sanierungsrate viel zu gering ist. Nur wenn mehr als drei Prozent der Gebäude pro Jahr energietechnisch modernisiert werden, ist der Bestand in rund drei Jahrzehnten erneuert. Davon kann derzeit keine Rede sein.
Die Innungen der Installateure haben nun gemeinsam mit Unternehmen der Branche ein Zukunftsforum gegründet, um das Thema Heizungssanierung stärker in den Blickpunkt zu rücken. Obmann der Initiative „SHL – Sanierung, Heizung, Lüftung“ist der Landesinnungsmeister der Salzburger Installateure, Andreas Rotter. Der Unternehmer aus der Stadt Salzburg sagt, für seine Zunft sei es schwierig, den Endkunden wirklich zu erreichen. Einerseits werde beim Energiesparen und Sanieren oft zuerst eher an bauliche Maßnahmen gedacht als an eine Erneuerung des Heizungssystems. Dazu komme ein Dschungel an Förderungen von Bund und Ländern, der sich für viele Leute praktisch als undurchschaubar erweise. Tatsächlich müssen sich Hauseigentümer etwa bei Photovoltaikanlagen entscheiden, ob sie eine Förderung des Landes in Anspruch nehmen oder vom Klimafonds des Bundes. Oft gibt es auch noch Förderungen von Gemeinden.
Ein extremes Beispiel gibt es dazu derzeit aus Salzburg. Das Land hat seine Förderung für Pelletsheizungen von 3000 Euro – vorerst befristet bis Ende November – um 2000 Euro aufgestockt, sodass mitsamt der Förderung des Bundes von ebenfalls 2000 Euro derzeit bis zu 7000 Euro Förderung winken. Dennoch war die Resonanz zunächst bescheiden.
Dabei sei die Erneuerung der Heizung die vergleichsweise günstigste Investition, betont der Geschäftsführer der Initiative proPellets, Christian Rakos. „Der Tausch der Fenster kostet das Zehnfache.“Die Pelletsbranche erlebe einen „massiven Durchhänger“, vor allem wegen des niedrigen Ölpreises. „Ohne Preisdruck passiert nichts“, sagt Rakos. Bei Sanierungen seien Pelletsanlagen noch stark nachgefragt, im Neubau hingegen dominierten vielfach Wärmepumpen. In rund 20 Jahren wurden etwa 120.000 Pelletsanlagen installiert. In den vergangenen zehn Jahren seien aber auch gut 50.000 alte Ölheizungen dank der Förderung der Mineralölwirtschaft erneuert worden – und damit sei der Betrieb für weitere zwei bis drei Jahrzehnte verbunden.
Die unabhängige Initiative SHL kritisiert, dass sich die Förderungslandschaft zuletzt verschlechtert habe, etwa durch das Auslaufen des Handwerkerbonus. „Kosten- und energieeffiziente Ansätze setzen sich nur langsam durch, Planungssicherheit für die Konsumenten fehlt“, kritisiert das Branchenforum. Nötig seien auch steuerliche Erleichterungen wie die Absetzbarkeit der Kosten für den Einbau einer neuen, umweltfreundlichen Heizung. Im Zukunftsforum engagieren sich etwa Austria Email, Buderus, Grundfos, Junkers, Vaillant oder Vogel und Noot. Für proPellets-Chef Rakos sind Änderungen nur zu erwarten, wenn eine CO2-Steuer eingeführt wird, so wie sie in Frankreich geplant ist. Andreas Rotter betont, schon mit vergleichsweise kleinen Maßnahmen lasse sich einiges erreichen. Bei thermischen Solaranlagen etwa gehörten die Pumpen gewartet. Erfahrungsgemäß seien „15 bis 20 Prozent“Energieeinsparung machbar, ohne direkt am Heizungssystem etwas zu ändern. „Die Förderungsabwicklung ist für die Installateure sehr aufwendig“, sagt Rotter. Ein Handwerker aber sei kein Planungsbüro. Obendrein sei es schwierig, die Förderungsabwicklung bei den Aufträgen in der Kalkulation unterzubringen. Im Zukunftsforum sind rund zehn Prozent der etwa 6000 Installateurbetriebe Österreichs vertreten.
Im Büro von Umweltminister Andrä Rupprechter hieß es, man begrüße die Initiativen des Zukunftsforums. Um die Förderlandschaft leichter überblickbar zu machen oder zu vereinheitlichen, gebe es eine Arbeitsgruppe mit den Ländern. Doch der Bund könne den Ländern nicht vorschreiben, wie sie ihre Förderpolitik ausrichten.
„Auch kleine Maßnahmen bringen was.“Andreas Rotter, Installateure-Innung