Eisenmangel führt zu Kopfschmerzen
24 Millionen Europäer sind von chronischen Kopfschmerzen geplagt. Nicht selten steckt eine Mangelerscheinung dahinter. Ein Salzburger Mediziner erklärt, wie man sich davon leicht befreien kann.
WIEN. Jeder kennt das: Es dröhnt im Kopf, die Schläfen pochen, dumpfer, drückender oder stechender Schmerz breitet sich aus. Manche Menschen trifft der Kopfschmerz nur selten, andere leiden häufig daran. Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Erkrankungen – Experten schätzen, dass bis zu 70 Prozent der Menschen zumindest ein Mal im Monat der Kopf wehtut. Insgesamt 220 Arten von Kopfschmerzen werden unterschieden, auch die Ursachen sind vielfältig.
Gegen gelegentliche Kopfschmerzen gibt es eine Reihe von Maßnahmen: Vom Entspannungsbad bis zu Hausmitteln und dem Spaziergang in der frischen Luft nutzen Betroffene, was ihnen am besten hilft und zusagt. Häufige und starke Kopfschmerzen hingegen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität enorm. Nach einer WHO-Erhebung leiden in Europa etwa 3,3 Prozent an andauernden Kopfschmerzen, was definiert ist als über 15 Kopfschmerzereignisse pro Monat.
Bei geschätzt 740 Millionen Europäern wären also mehr als 24 Millionen von chronischen Kopfschmerzen betroffen.
Eine recht häufige, aber oft außer Acht gelassene Ursache für Kopfschmerz ist schlicht und einfach Eisenmangel. Eisenmangel trifft viele Menschen und bleibt noch dazu in vielen Fällen für lange Zeit unentdeckt. Der Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerscheinungen weltweit. Bis zu 30 Prozent der Menschen sind davon betroffen – vor allem Frauen.
Das wichtige Spurenelement Eisen ist in fast jeder Körperzelle zu finden und spielt eine zentrale Rolle im Energiehaushalt. Der Körper kann Eisen nicht selbst produzieren, verliert aber pro Tag im Durchschnitt ein bis zwei Milligramm. Diese Menge sollte ihm wieder zugeführt werden, um einen Mangel zu vermeiden.
Die Symptome von Eisenmangel sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Haarausfall, brüchige Nägel, depressive Verstimmung – oder eben dröhnende Kopfschmerzen. Meist beginnen die Symptome schleichend.
„Viele Menschen leben mit Eisenmangel und dem damit verbundenen Kopfschmerz und wissen nicht, dass ihre Kopfschmerzen mit einer adäquaten Eisensubstitution sehr gut therapierbar wären“, sagt dazu der Mediziner Darius Chovghi vom Eisenzentrum Salzburg. Kopfschmerzbetroffene, die vielleicht auch noch andere der genannten Eisenmangel-Symptome bemerken, sollten einen Eisenmangel als Ursache für den Kopfschmerz in Betracht ziehen und ihren Eisenstatus checken lassen.
Um festzustellen, ob ein Eisenmangel dahintersteckt, kann in einem ersten Schritt ein Eisenmangel-Selbsttest durchgeführt und im zweiten ärztlicher Rat bei einem erfahrenen, auf Eisenmangel spezialisierten Experten eingeholt werden. Chovghi erklärt: „Ein Eisenmangel ist durch die Auswertung der entsprechenden Blutwerte rasch feststellbar.“
Genauso unkompliziert wie die Diagnose kann auch die Behandlung eines Eisenmangels sein. Durch die Nahrung ist es nur selten möglich, die benötigte Menge Eisen zum Wiederauffüllen der Speicher zuzuführen, weil die Aufnahme aus dem Darm sehr limitiert ist. Zudem hemmen verschiedene Lebensmittel die Aufnahme des Eisens. Kaffee gehört etwa zu den Eisenhemmern. Gerade Menschen mit Kopfschmerz greifen allerdings häufig zu Kaffee, weil diesem lindernde Wirkung nachgesagt wird.
Etwas besser behandelt werden kann ein Eisenmangel durch Eisentabletten, -kapseln oder -säfte. Diese Präparate gelangen nach dem Schlucken in den Magen, wo das darin enthaltene Eisen über die Schleimhaut des Verdauungstrakts resorbiert und in die Blutbahn gebracht wird, also über denselben Weg, den auch Eisen aus der Nahrung nimmt.
Solche Präparate müssen aber gewöhnlich täglich über Wochen oder Monate eingenommen werden. „Die Einnahme von Eisentabletten erfordert Geduld und Sorgfalt von den Patienten“, sagt der Mediziner. Bei manchen Patienten, etwa mit chronischen Magen-Darm-Entzündungen, sei der Einsatz von Eisentabletten nicht sinnvoll, da sie Eisen über den Verdauungstrakt nicht oder nur in ganz kleinen Mengen aufnehmen könnten. Eine Eisentherapie muss auf die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.