Die Wahl der Qual
Sparer stehen vor der Wahl der Qual, das Bisschen am Sparbuch dahinschmelzen zu sehen. Oder ins Risiko zu investieren. Wer 2007 gute Aktienfonds gewählt hat, ist heute um die Hälfte reicher, Sparer um ein Fünftel ärmer – das sind die Resultate der Zeitenwende in ein Finanzsystem, welches außer Rand und Band geraten ist. Weltweit existiert Bargeld im Wert von fünf Billionen Euro. 75 Billionen (= 75.000 Milliarden) groß ist der Wert aller Waren. Aber weltweit 200 Billionen groß sind die Schulden. Und mit mehr als 700 Billionen = 700.000 Milliarden (!) Euro stehen „Derivate“zu Buche, etwa Wetten auf Zukunft, auf Schweinebäuche, Ölfässer – verrückt, oder?
Und weil auch Zentralbanken mit Billionen um sich werfen, ist Geld billig und bleibt das auch. Doch billiges Geld ist eine gigantische Umverteilungsmaschine. Mit billigem Geld machen Staaten immer höhere Schulden; Konzerne kaufen Firmen am laufenden Band – was Aktienkurse zur Freude betuchter Investoren explodieren lässt. Ganze Stadtzentren gehören Spekulanten. Und das Getöse beim Gipfel-Tanz ums Goldene Kalb übertönt alle Warnungen vor neuen (Kredit-)Blasen. Ganz unten am anderen Ufer des Geld-Flusses stehen Millionenheere einfacher Menschen, welche Mieten und Immobilien-Preise nicht mehr zahlen können, drastische Teuerungen beim täglichen Einkauf hinnehmen und Milliarden beim Sparen verlieren, während Vermögen(de) dank ebenso smarter wie kostspieliger Veranlagungsstrategien hoch ein-, ja zweistellige Gewinne einfahren. Im Klimawandel auf den Finanzmärkten wächst täglich das Tsunami-Risiko – doch die monströsen Schäden werden erneut die Unschuldigen zahlen (müssen) … Karl Turecek,