Streitbare Amazone mit viel Mitgefühl
Immer die Männer! Superman, Batman, Spiderman. Und kommt einmal ein Batgirl zum Zuge, dann wird es mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet, dem Gegenstück zum Oscar – für den schlechtesten Film. Aber jetzt: „Wonder Woman“, der Überraschungserfolg des Jahres, der zweiterfolgreichste Film in den USA bisher. Es lebe die Emanzipation? Ja und nein. Nach dem beschämenden Auftritt des Wundermädchens aus dem DC-Comicuniversum in der Trickfilmversion nicht. Denn dort triefte es vor geschlechtsspezifischen männerfeindlichen Kampfsprüchen. Davon ist im Realfilm-Kinohit gar nichts zu spüren. Im Gegenteil. Gal Gadot spielt zwar eine streitfeste Amazone namens Diana, aber hier gibt es eine stilsichere Dramaturgie und viel Mitgefühl statt Abneigung. Connie Nielsen spielt Dianas Mutter, Robin Wright ihre Tante, die freilich bald dahingerafft wird. Wahrscheinlich musste sie rasch zu Dreharbeiten für „House of Cards“abreisen. „Sei auf der Hut in der Welt der Menschen, sie haben dich nicht verdient“, sagt Dianas Mutter zum Abschied. Diana verlässt die – wie zuletzt in „Kong“– im Meer verborgene Insel und stürzt sich in den Kampf gegen den Krieg an sich. Chris Pine („Star Trek“) spielt ihren tapferen Gefährten. „Du erwartest einen gerechten Kampf. Ein Kampf kann aber nie gerecht sein“, ist ein Schlüsselsatz des packenden Films, bei dem überraschend viel zusammenpasst. Die Wunderkräfte Dianas werden über den Großteil des Films dosiert eingesetzt, ebenso wie ihre erstaunliche Empathie, was der Seriosität dienlich ist und die sonst in diesen Filmen arg strapazierte Glaubwürdigkeit nährt.