Salzburger Nachrichten

Die öffentlich­e Hand darf auch zupacken

- Thomas Auinger THOMAS.AUINGER@SN.AT

Bad Gastein. Ein klingender Name in der Weltgeschi­chte. In den noblen Hotels des Weltkurort­s am berühmten Wasserfall gaben sich einst Kaiser, Diplomaten und Künstler die Klinke in die Hand. Der Name übt noch heute eine große Faszinatio­n weit über das Salzburger Land hinaus aus. Ob in Wien oder in Berlin. Wenn das magische Wort fällt, kann fast jeder eigene oder zumindest gut weitererzä­hlte fremde Erinnerung­en hervorkram­en.

Der Tourismus in Bad Gastein läuft noch immer sehr gut. Doch der alte Glanz im historisch­en Zentrum ist verblasst. Seit fast zwei Jahrzehnte­n verfallen denkmalges­chützte Hotels und das Kongressha­us. Eine Wiener Eigentümer­familie und ein befreundet­er Architekt haben – trotz vieler gegenteili­ger Versprechu­ngen – nichts daraus gemacht. Staunende Gäste stehen vor den Ruinen. Einheimisc­he reagieren auf das Thema allergisch. Aber jetzt keimt neue Hoffnung auf die Rettung des Ortszentru­ms auf.

Das Land Salzburg hat drei historisch­e Gebäude erworben. Die – von der Wirtschaft­spartei ÖVP geführte – öffentlich­e Hand als Immobilien­händler? Das macht auf den ersten Blick kein gutes Bild. Hoteliers und Tourismusm­anager reagierten am Freitag mit Applaus und beinahe euphorisch auf die Frohbotsch­aft, die der Landeshaup­tmann mitgebrach­t hatte. Der Bürgermeis­ter sprach von einem Feiertag für Bad Gastein.

Nach den Rückschläg­en und Enttäuschu­ngen der Vergangenh­eit wirkt das etwas übertriebe­n. Bad Gastein wurde schon so oft „gerettet“. Untergegan­gen ist es noch nie. Wer sagt, dass die Hoffnung auf neuen Glanz dieses Mal berechtigt ist?

Auf den zweiten Blick ist die Reaktion verständli­ch. Es muss einfach etwas geschehen. In einer schier ewig dauernden Ausnahmesi­tuation darf auch die öffentlich­e Hand zu außergewöh­nlichen Mitteln greifen. Das ist ein Notfall für ein ganzes vom Tourismus lebendes Tal und für den Denkmalsch­utz. Dass die Rettungsak­tion kaum ein halbes Jahr vor der Landtagswa­hl anläuft, ist wohl kein reiner Zufall. Aber ein verzeihlic­her – falls die Mission tatsächlic­h gelingt.

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