Die öffentliche Hand darf auch zupacken
Bad Gastein. Ein klingender Name in der Weltgeschichte. In den noblen Hotels des Weltkurorts am berühmten Wasserfall gaben sich einst Kaiser, Diplomaten und Künstler die Klinke in die Hand. Der Name übt noch heute eine große Faszination weit über das Salzburger Land hinaus aus. Ob in Wien oder in Berlin. Wenn das magische Wort fällt, kann fast jeder eigene oder zumindest gut weitererzählte fremde Erinnerungen hervorkramen.
Der Tourismus in Bad Gastein läuft noch immer sehr gut. Doch der alte Glanz im historischen Zentrum ist verblasst. Seit fast zwei Jahrzehnten verfallen denkmalgeschützte Hotels und das Kongresshaus. Eine Wiener Eigentümerfamilie und ein befreundeter Architekt haben – trotz vieler gegenteiliger Versprechungen – nichts daraus gemacht. Staunende Gäste stehen vor den Ruinen. Einheimische reagieren auf das Thema allergisch. Aber jetzt keimt neue Hoffnung auf die Rettung des Ortszentrums auf.
Das Land Salzburg hat drei historische Gebäude erworben. Die – von der Wirtschaftspartei ÖVP geführte – öffentliche Hand als Immobilienhändler? Das macht auf den ersten Blick kein gutes Bild. Hoteliers und Tourismusmanager reagierten am Freitag mit Applaus und beinahe euphorisch auf die Frohbotschaft, die der Landeshauptmann mitgebracht hatte. Der Bürgermeister sprach von einem Feiertag für Bad Gastein.
Nach den Rückschlägen und Enttäuschungen der Vergangenheit wirkt das etwas übertrieben. Bad Gastein wurde schon so oft „gerettet“. Untergegangen ist es noch nie. Wer sagt, dass die Hoffnung auf neuen Glanz dieses Mal berechtigt ist?
Auf den zweiten Blick ist die Reaktion verständlich. Es muss einfach etwas geschehen. In einer schier ewig dauernden Ausnahmesituation darf auch die öffentliche Hand zu außergewöhnlichen Mitteln greifen. Das ist ein Notfall für ein ganzes vom Tourismus lebendes Tal und für den Denkmalschutz. Dass die Rettungsaktion kaum ein halbes Jahr vor der Landtagswahl anläuft, ist wohl kein reiner Zufall. Aber ein verzeihlicher – falls die Mission tatsächlich gelingt.