Salzburger Nachrichten

„Wir können die Enden zusammenbi­nden“

Zwei Wochen hat Angela Merkel die Gespräche über ein Jamaika-Bündnis still, aber effizient geleitet. Jetzt zieht sie eine Zwischenbi­lanz.

- SN, dpa

Auftritt Angela Merkel. Es ist das erste Mal, dass die Kanzlerin sich öffentlich zu den laufenden Jamaika-Sondierung­en äußert. „Jetzt haben wir eine Fülle von Fakten auf dem Tisch“, sagt die CDU-Chefin am Freitag in Berlin. Es ist der Tag der Zwischenbi­lanz, nun soll die zweite Stufe folgen. Ja, es kämen noch schwierige Beratungen, sagt Merkel. „Aber ich glaube nach wie vor, dass wir die Enden zusammenbi­nden können, wenn wir uns mühen und anstrengen.“

Mühevoll und anstrengen­d, so wirkten die Sondierung­srunden bisher tatsächlic­h. Aus der „Fülle von Fakten“soll eine Basis für die erste schwarz-gelb-grüne Koalition im Bund entstehen. Aber sechs Wochen nach der deutschen Bundestags­wahl drohen die Sondierung­steams von CDU, CSU, FDP und Grünen sich im Klein-Klein diverser Streitthem­en zu verheddern. Finden die vier möglichen Partner eine gemeinsame Leitlinie, eine Idee für einen gesellscha­ftlichen Aufbruch in Zeiten von neuem Nationalis­mus?

Nur weitere sechs Wochen sind es noch, dann sollen bei Grünen und FDP die Mitglieder, bei CDU und CSU Parteitage über einen Koalitions­vertrag entscheide­n. Wenn alles gut geht, könnte eine neue Koalition vor Weihnachte­n stehen. Mehr als drei Monate ohne handlungsf­ähige Regierung – das will in diesem Kreis angesichts der erstarkten AfD und internatio­naler Krisen niemand gern sehen.

Auftritt Christian Lindner. Der FDP-Chef hat eine Botschaft im Gepäck, die einige überrascht: „Es war nicht das Ziel, während der ersten Phase überhaupt irgendeine einzige Lösung zu finden.“Wenn sich bisher schon Gemeinsamk­eiten ergeben hätten, dann seien das „Kollateral­nutzen“gewesen, „sozusagen zufällig“. Ans Verhandeln und Brückenbau­en mache man sich erst jetzt.

Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sieht bei den Sondierung­en noch eine „ganze Reihe großer Brocken“. Sie nennt die Haushalts- und Finanzpoli­tik, die Migrations­politik sowie die Klimapolit­ik. Die Zwischenbi­lanz des Grünen-Politikers Jürgen Trittin fällt negativ aus. „Wir haben zehn Tage zusammenge­sessen. Das Ergebnis sind lange Listen von Dissenspun­kten, also zu klärenden Fragen. Und in vier Bereichen hat man es nicht einmal geschafft, sich darauf zu verständig­en, worüber man sich nicht einig ist.“

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BILD: SN/AFP Kanzlerin Angela Merkel mit FDPChef Christian Lindner und Katrin Göring-Eckardt, der Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen.

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