Staatsanwältin fordert längere Haft für Pistorius
Berufung im Fall des Ex-Sprinters: Sechs Jahre Haft für Staatsanwaltschaft zu mild.
Sein Anwalt sieht den sechsfachen Paralympics Gold medaillenge winner Oscar Pistorius (30) als gebrochenen Mann, der ein mildes Urteil verdient hat. Die Staatsanwaltschaft in Südafrika dagegen will ihn härter bestraft sehen: Der Ex-Sprinter soll seit den tödlichen Schüssen auf seine Freundin viel Selbstmitleid, aber keine wirkliche Reue gezeigt haben, sagte Staatsanwältin Andrea Johnson am Freitag. Das 2016 gegen ihn verhängte Strafmaß von sechs Jahren Haft wegen Totschlags sei angesichts der üblichen Mindeststrafe von 15 Jahren zu gering. Das relativ milde Urteil hatte Empörung ausgelöst. Für viele war es ein Zeichen, dass wohlhabende Angehörige der weißen Minderheit vor Gericht besser behandelt werden als Schwarze.
Pistorius’ Anwalt Barry Roux wies die Anschuldigung der Staatsanwaltschaft zurück, dass sein Mandant keine echte Reue gezeigt habe. „Er ist ein gebrochener Mann“, sagte Roux. Sein Mandant habe seine Freundin nicht töten wollen, es sei „ein Unfall“gewesen.
Eine Entscheidung der fünf Richter über den Berufungsantrag der Staatsanwaltschaft wird für die kommenden Wochen erwartet. Der inhaftierte Pistorius war am Freitag bei der Verhandlung nicht dabei.
Der unterhalb der Knie amputierte Ex-Sprinter hatte am Valentinstag 2013 seine Freundin, das aufstrebende Model Reeva Steenkamp, in seinem Haus mit vier Schüssen durch eine Toilettentür getötet. Der im Waffengebrauch geschulte Pistorius beteuerte, einen Einbrecher hinter der Tür vermutet zu haben. Sein Fall vom gefeierten Athleten zum Todesschützen hatte weltweit für Aufsehen gesorgt.