Der Stärkere hilft dem Schwächeren
Wüsste man nicht, dass das Schlagwort von der „Willkommenskultur“anlässlich der Flüchtlingskrise aufgekommen ist, man würde den Ursprung in der Kreativabteilung der österreichischen Tourismuswerbung suchen.
Wie könnte man denn im Gastland Österreich mit einem besseren Leitmotiv um Gäste werben als mit einer Kultur des Willkommens? Der kultivierte und gastliche Umgang mit den Willkommenen hat hierzulande Tradition: Wer kennt nicht die herzliche Begrüßung, den höflichen Empfang, die aufmerksame Bewirtung, das kultivierte Ambiente in Haus und Garten, die Angebote für Freizeit und Erholung, die Fest- und Feiertagskultur u. a. m.
Müßig zu betonen, dass es in allem um den Gast geht. Und zwar um jenen Gast, der die für die Willkommenskultur festgelegten Preise auch bezahlen kann.
Wie ist es nun um unsere „andere“Willkommenskultur bestellt? Sie betrifft Gäste, die unverschul- det nicht in der Lage sind, diese Gegenleistung zu erbringen. Sie sind darauf angewiesen, von hilfsbereiten Gastgebern aufgenommen und betreut zu werden. Deren Engagement ist vielfach getragen von einem „Bekenntnis zur Solidarität und Empathie, sodass der Stärkere dem Schwächeren hilft“(Bundespräsident Van der Bellen am Nationalfeiertag).
Vielleicht erinnern sich die Politiker der laufenden Koalitionsverhandlungen an die Worte des Bundespräsidenten, wenn sie auf die aktuelle Willkommenskultur in Österreich zu sprechen kommen. Dr. Josef Steidl 5020 Salzburg