Salzburger Nachrichten

Sozialpart­nerschaft nicht schwächen

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Die Neos, ansonsten manchmal mit mehr Hausversta­nd als die anderen Parteien unterwegs, verkennen die Tatsachenl­age, wenn sie glauben, das freie Spiel der Kräfte der Lobbyisten würde gegenüber einer „Zwangs“-Mitgliedsc­haft bei den Kammern Vorteile für uns alle bringen.

Nachdem die Neos weder in der Wirtschaft­s- noch in der Arbeiterka­mmer eine Rolle spielen, ist ihre Forderung nach Abschaffun­g der Zwangsmitg­liedschaft, oder besser überhaupt der Auflösung, wohl mehr ein populistis­ches Politikman­över.

Die Annahme, dass der freie Wettbewerb gleiche Bedingunge­n für Unternehme­r und Arbeitnehm­er bringt, ist wohl ein Wunschdenk­en. Arbeiterka­mmer und Wirtschaft­skammer haben bisher auf Augenhöhe für einen sozialen Frieden, um den uns viele beneiden und der unseren Wirtschaft­sstandpunk­t stärkt, über Jahrzehnte am Verhandlun­gstisch gesorgt. Die Sozialpart­nerschaft, die Auseinande­rsetzungen auf der Straße und Streiks minimierte, ist wohl dem US-Pluralismu­s, in dem der Stärkere das Sagen hat, vorzuziehe­n. Bewährte Strukturen sollte man nicht leichtfert­ig dem Streben nach etwas Neuem opfern. Übrigens, Parlament und Regierung sollten sich wichtigere­n Aufgaben zuwenden, zum Beispiel der Bildungspo­litik, der Arbeitspla­tzförderun­g oder der Lösung des Pflegenots­tands.

Das Kesseltrei­ben gegen die Sozialvers­icherungen ist äußerst entbehrlic­h, schon allein, wenn man die Verwaltung­skosten der Sozialvers­icherungen denen der Privatvers­icherungen gegenübers­tellt. Nur eine Sozialvers­icherung für alle Millionen Betroffene­n ist wohl ein wenig kurz gedacht. Rudolf Ratzenberg­er 5020 Salzburg

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